Fall Dieter Wedel spitzt sich zu

Weitere Frauen melden sich zu Wort, die von dem Filmemacher vergewaltigt worden sein sollen. Kollegen springen den Opfern bei.
liv |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
In Erklärungsnot: Mehrere Frauen werfen dem Regisseur Dieter Wedel sexuelle Belästigung und sogar Vergewaltigung vor.
Uwe Zucchi/dpa In Erklärungsnot: Mehrere Frauen werfen dem Regisseur Dieter Wedel sexuelle Belästigung und sogar Vergewaltigung vor.

Die Schlinge um Dieter Wedel zieht sich zu. In der Zeit erheben jetzt weitere Frauen schwere Vorwürfe gegen den 75-Jährigen. Schauspieler Michael Mendl springt den Vergewaltigungsopfern bei – und auch Bayern-Doc Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt spielt eine Rolle.

Die Schweizer Schauspielerin Esther Gemsch erzählt von einer versuchten Vergewaltigung 1980: "Er setzte sich rittlings auf mich, packte meinen Kopf bei den Haaren und schlug ihn immer wieder aufs Bett, einmal auch an die Wand und dann einmal auf die Bettkante."

Unter einem Vorwand hatte der Regisseur die damals 24-Jährige in sein Hotelzimmer gelockt und sich auf sie gestürzt, sobald die Tür verriegelt war. So schildert es das mutmaßliche Opfer der "Zeit". Ihre Erinnerungen zeichnen das Bild eines Gewaltexzesses: Nachdem sie mit ihrer Halswirbelsäule auf die Bettkante prallt, kann sich die junge Schauspielerin vor Angst und Schmerzen nicht mehr rühren. Mit ihrem Schal schnürt ihr Wedel die Luft ab. Irgendwie gelingt der jungen Schauspielerin die Flucht, zur Vergewaltigung kommt es nicht.

Opfer wurde von Müller-Wohlfahrt untersucht

Ein Dokument verleiht den schweren Anschuldigungen Gewicht. Es trägt die Unterschrift von niemand Geringerem als Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt.

Als die Filmcrew einen Tag nach dem Vorfall nach München ins Hotel Vier Jahreszeiten umzog, suchte die verletzte Schauspielerin beim langjährige Mannschaftsarzt des FC Bayern Hilfe. Gemsch plagen heftige Nacken- und Kopfschmerzem, dazu Schwindelgefühl, Übelkeit und Erbrechen.

"Diese Symptome können eindeutig als Folge der Gewalttätigkeit vom 12.12.80 angesehen werden", so schreibt es Müller-Wohlfahrt laut Zeit damals an Gemschs Anwälte. Der Orthopäde kann sich heute allerdings nicht mehr an die Schauspielerin und den Fall vor 38 Jahren erinnern.

Die Schilderungen einer Kollegin erinnern stark an das, was Esther Gemsch widerfahren sein soll. Ute Christensen beschreibt, wie Wedel sie ’81 am Set mobbte, nachdem sie – ebenso wie Gemsch – seine Einladung aufs Hotelzimmer ausgeschlagen habe. Sie soll einen Nervenzusammenbruch bekommen und in einer Klinik ihr ungeborenes Kind verloren haben. Eine andere Schauspielerin (heute 74) berichtet anonym, Wedel habe sie 1975 in einem Waldstück vergewaltigt.

Wedel befindet sich derzeit in einer Klinik. In seiner eidesstattlichen Erklärung hat er bilsang sämtliche Vorwürfe dementiert (AZ berichtete).

"Wenn er das tut, kann ich nur sagen: Er lügt!", entgegnet Schauspielerlegende Michael Mendl in der Zeit. Er hat selbst mit dem Regisseur zusammengearbeitet.

Wedel drohte dem Opfer

Der Fall von Esther Gemsch ist heute verjährt. Damals kam er bei der Polizei nicht zur Anzeige. Das mutmaßliche Opfer schildert, wie aussichtslos ihr der Kampf gegen den großen Wedel erschien. "Ich war 24 und hatte kein Geld." Obendrein habe der Regisseur gedroht, sie zu vernichten. Er könne dafür sorgen, dass sie nie wieder spielen werde.

Einen Drohanruf hörte der bekannte Münchner Produzent Eric Moss mit an. Er besuchte die verletzte Schauspielerin in ihrem kleinen Einzelzimmer des Vier Jahreszeiten. "Es war ein Horror", sagt Moss heute. Gemsch hatte ihm schon anvertraut, "dass Wedel versucht hat, sie äußerst brutal zu vergewaltigen." Die Details decken sich mit den heutigen Aussagen der Schauspielerin.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.