Interview

"Face Master" Maxim Mankevich: "Das Gesicht ist wie eine Landkarte"

Maxim Mankevich sagt, Augen, Mund, Kinn und mehr lassen sich wie ein offenes Buch lesen und liefern Erkenntnisse über unsere Persönlichkeit - und über die unserer Mitmenschen.
von  Rosemarie Vielreicher
Viele Facetten einesMenschen kann manam Gesicht ablesen, sagt jedenfalls Maxim Mankevich.
Viele Facetten einesMenschen kann manam Gesicht ablesen, sagt jedenfalls Maxim Mankevich.

AZ-Interview mit Maxim Mankevich: Der Kölner (37) hat BWL studiert und wechselte dann in die Trainingsbranche. Er ist "Spiegel"-Bestsellerautor ("Soul Master") und beschreibt sich selbst als Experte für Erfolgswissen. Über die "Genie-Akademie" bietet er zahlreiche Online-Kurse an, neu: "Face Master".

AZ: Herr Mankevich, können Gesichter lügen?
Maxim Mankevich:
Ja, und zwar von Menschen, die künstlich nachgeholfen haben. Ansonsten lautet meine Antwort: Nein, das Gesicht kann nicht lügen.

"Das Gesicht ist wie eine Landkarte"

Sie sagen, man kann Gesichter wie ein offenes Buch lesen. Was genau lässt sich daraus über einen Menschen ableiten?
Angeborene Talente, Charaktereigenschaften, Empathie, Sexualität, aber auch wie jemand lebt und damit die Gewohn- und Lebensweisen eines Menschen. Das Gesicht ist wie eine Landkarte - es zeigt alles, was ein Mensch in seinem Leben emotional und gesundheitlich erlebt hat.

Sogar der Charakter lässt sich beschreiben?
Ja, zum Beispiel, ob jemand ein Macher ist. Siehe die breiten Wangenknochen von Dwayne "The Rock" Johnson.

Promis mit markanten Gesichtern: Dwayne "The Rock" Johnson
Promis mit markanten Gesichtern: Dwayne "The Rock" Johnson © Matt Crossick/dpa/PA Wire

Wie reagieren Sie darauf, wenn Kritiker das Face Reading als Pseudowissenschaft bezeichnen?
Mit dem Verweis darauf, dass große Genies wie Goethe, da Vinci, Konfuzius, Aristoteles oder Hildegard von Bingen dem Gesichtslesen Vertrauen schenkten und sich dieses Wissen zu eigen machten.

Was genau lernt man in Ihrem Kurs "Face Master"?
Man bekommt viele Merkmale an die Hand, etwa: Was sagt mein Ohr über mich aus? Es steht für seelische Bedürfnisse. Oder die Nase - über sie lässt sich einschätzen, wie stark sich ein Mensch durchsetzen kann. Jeder Mensch kann sich damit selbst lesen und analysieren lernen und auch sein Gegenüber besser verstehen.

Oft heißt es, die Augen seien das Fenster zur Seele. Wie wichtig sind sie tatsächlich, um einen Menschen einschätzen zu können?
Schon Hildegard von Bingen sagte, die Augen seien die Tore zur Seele. Und das stimmt definitiv. Ein Beispiel: Im Wahlkampf zwischen John F. Kennedy und seinem Gegenpart hat JFK bei den Zuschauern, die im Radio die Debatte verfolgten, in den Umfragen verloren, aber bei denjenigen, die schon Fernseher besaßen und ihn sehen konnten, gewann er.

"JFK hatte diesen Anführer-Blick"

Warum?
Er hat sehr stark in die Weite geblickt, wenn der Reporter ihm Fragen gestellt hat. Damit hatte er diesen Anführer-Blick, ein Mensch mit Visionen, der über den Horizont hinausblickt.

Promis mit markanten Gesichtern: John F. Kennedy
Promis mit markanten Gesichtern: John F. Kennedy © Nasa Marshall Space Flight Center / dpa

Müsste man sich also den JFK-Blick aneignen, um erfolgreich auf Menschen zu wirken?
Es schadet sicherlich nicht, diesen weiten Horizont im Blick zu haben. Aber Augen sind gleichzeitig auch etwas Hochseelisches, Subjektives. Das heißt, man kann einiges trainieren, anderes spielt sich auf der Seelenebene ab.

Wie verändert sich der Blick auf sich selbst, wenn man sich selbst besser lesen kann?
Viele sagen: "Meine Nase ist viel zu groß" - ohne zu wissen, dass das ein exzellentes Zeichen dafür ist, wie stark sich ein Mensch im Laufe seines Lebens durchsetzen kann. Mit der Bezeichnung "groß" meine ich in diesem Zusammenhang von oben nach unten betrachtet. Also nicht, wie groß sie aus dem Gesicht ragt, sondern wie viel Platz sie im Gesicht einnimmt. Auch ein Nasenhöcker - je nachdem, wo er sitzt - kann ein Zeichen für großes Charisma sein. Ein Beispiel dafür: die Nase von Julius Caesar. Wenn Menschen durch diese neue Sichtweise erst einmal sehen, welche Talente sie haben, wofür alles steht, dann hören sie auf, sich selbst ständig anzuzweifeln und sich anzugreifen: Die Nase sei zu groß, die Lippen zu dünn oder das Gesicht zu breit.

"Ein breiter Mund steht für starke Kommunikation"

Schauen wir uns doch auch noch den Mund an. Was kann er ausdrücken?
Er zeigt die emotionale Welt. Nehmen wir den von Julia Roberts, ein sehr breiter Mund. Das steht für starke Kommunikation. Der Mund steht auch für Sinnlichkeit und dafür, wie ein Mensch die Welt und alles, was im Laufe seines Lebens passiert, emotional verarbeitet. Es gibt Menschen, die beißen sich permanent auf die Lippen, das heißt, sie verkneifen sich etwas. Dabei verschwindet der Mund nach außen immer mehr, wird immer schmaler. Man sieht also an der Fülle der Lippen, ob sich Menschen bestimmte Wünsche verbeißen. Wenn man einen Menschen von vorne betrachtet, ist die linke Seite die emotionale, die private. Wenn nun jemand entsprechend die Lippen auf der linken Seite schmälert oder der Mundwinkel rauf- beziehungsweise runtergeht, weiß ich relativ schnell, ob jemand privat glücklich ist oder eher in Sachen Karriere - dafür steht die rechte Seite.

Promis mit markanten Gesichtern: Julia Roberts
Promis mit markanten Gesichtern: Julia Roberts © Vianney Le Caer/dpa/Invision via AP

Wie gehen Sie Schritt für Schritt beim Face Reading vor, wo schaut man als Erstes hin?
Der erste Blick ist für mich persönlich immer das linke Auge des Menschen. Seine Herzseite, die emotionale Seite. Dabei erfahre ich schon: Wie geht es dem Menschen wirklich? Wie glücklich ist er? Das rechte Auge dagegen steht für die Karriere, für das Berufliche. Danach schaue ich sehr schnell auf das Kinn, es steht für das sensible Ich. John Travolta mit seinem Grübchen zum Beispiel zeigt, dass er sehr sensibel ist. Menschen mit einem Grübchen nach innen etwa haben ihr Leben lang an ihrem Selbstwert zu knabbern. Wenn ein Kinn dagegen sehr stark ausgeprägt ist wie bei Michael Schumacher, ist die Person jemand mit viel Tatkraft. Während andere noch Fragezeichen sehen, stehen bei ihm schon Ausrufezeichen. Er wird handeln, etwas in die Tat umsetzen.

Und wie geht es dann weiter?
Dann schaue ich mir das Gesamtkonzept an - die Ohren zunächst; das Ohr zeigt, was hat der Mensch bekommen, und die Nase zeigt, was er daraus gemacht hat. Dann gibt es natürlich viele weitere Facetten wie Augenwinkel, ihr Abstand, Größe, Augenbrauen und so weiter, die man lesen kann.

"Face Reading ist nichts anderes als eine neue Fremdsprache"

Funktioniert das auch mit einem Bild oder muss man die Person vor sich haben?
Drei Bilder wären gut, von links, von rechts und von vorne. In Form eines Videos wäre noch besser, aber live ist nicht zu toppen.

Klappt das letztlich nur mit Unbekannten, ansonsten mischt sich doch Vorwissen über eine Person mit ein?
Das stimmt. Aber man begegnet sich dabei im Grunde wie in einer neuen Sprache. Face Reading ist nichts anderes als eine neue Fremdsprache, um mich und meine Mitmenschen neu zu verstehen.

Kann das wirklich jeder erlernen?
Scheitern geht nicht, jedes Gesicht erzählt und spricht. Die Frage ist nur, welche Botschaften sich darin verstecken.

Warum gibt es dann bei Ihrem Kursangebot eine 14-tägige Geld-zurück-Garantie?
Mein größter Wert ist Freiheit. Ich würde mich unfrei fühlen, wenn ich etwas kaufe, was ich nicht zurückgeben kann. Und deswegen gibt es dieses Angebot. Also wenn bei unseren Kursen etwas nicht passt, schickt uns eine Mail. Aber die Storno-Quote liegt bei ein bis drei Prozent.


Der AZ-Test: Markus Söder in der Analyse

Die AZ will es wissen und testen: Kann der Face-Reading-Profi aus Köln ad hoc etwas über Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder sagen?

Markus Söder
Markus Söder © Peter Kneffel/dpa

Maxim Mankevich fängt sofort an, den Franken zu googeln, klickt Bilder an. Von heute, von früher, verschiedene Perspektiven. Kurze Stille. Dann seine Blitz-Analyse: "Man sieht sofort die ausgeprägte, starke Nase. Daran kommt man in seinem Gesicht nicht vorbei." Das steht für: "sehr viel Selbstbehauptung, einer, der selbst in der zweiten oder dritten Reihe auffällt". "Auch die Wangenknochen sind sehr ausgeprägt, auf einem älteren Schwarzweiß-Foto sehe ich, dass diese früher noch nicht so breit waren."

Sein Schluss: Wettbewerb, Wettstreit, "er kann sich durchsetzen". Die durchgezogenen Augenbrauen zeigten: ganz oder gar nicht. "Markus Söder ist nicht der Typ für halbe Sachen." Und dann: "Moment, ich schaue mir noch ein weiteres Foto an, um das zu bestätigen." Was ihm dann auch noch auffällt: "Je älter er wurde, desto mehr kam das Ökonomische durch" - und zwar: Lohnt sich das, was er tut? Und: Das markante Kinn stehe für einen feinen Sinn für Humor. Na, was sagen Sie, hat Maxim Mankevich recht?

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