Experten-Tipps: Wo ist der Urlaub noch bezahlbar?

Endlich reisen! Trotz Preiserhöhungen sehnen sich die Menschen nach Erholung. Wo ist die noch bezahlbar und wie kann man sonst sparen?
von  Martina Scheffler
An der Playa de Palma auf Mallorca. Die Inflation schlägt auch im Auslandsurlaub zu - reisen wollen die Deutschen dennoch.
An der Playa de Palma auf Mallorca. Die Inflation schlägt auch im Auslandsurlaub zu - reisen wollen die Deutschen dennoch. © Foto: Imago/Eibner

Einen entspannten Sommer erhofften sich die Menschen für dieses Jahr, weitgehend frei von Corona-Regeln, doch Ukraine-Krieg und Inflation machten einen Strich durch diese Rechnung. Aber die Reiselust der Deutschen scheint trotz allem ungebrochen.

Urlaubsflüge über 50 Prozent teurer

Dabei rechnet das Vergleichsportal Check24 vor, wie teuer Flüge in beliebte Urlaubsländer inzwischen geworden sind. Besonders stark verteuert hat sich demnach Spanien mit einem Plus von 65 Prozent für Hin- und Rückflug - von 165 auf 272 Euro, gefolgt von Italien (von 173 auf 273 Euro - plus 58 Prozent) und Portugal (von 256 auf 390 Euro, plus 52 Prozent). Weniger Veränderungen gab es bei Großbritannien mit neun Prozent (von 177 auf 194 Euro).

Auch Koffer und Sonnenmilch kosten mehr

Auch das Vergleichsportal Idealo hat die Teuerung im Urlaub 2022 berechnet. Beim Vergleich einer Flugreise nach Mallorca im August ergab sich eine durchschnittliche Preissteigerung pro Person für Hin- und Rückflug (ohne Gepäck) von 41 Prozent - verglichen mit dem Vorjahresmonat. Bei der Unterkunft sieht es ähnlich aus: Da stieg der Preis für eine Nacht im Doppelzimmer von 69 auf 101 Euro pro Person.

Idealo vermerkt auch, was bei der Planung ebenfalls ins Gewicht fällt: Koffer wurden teurer (plus 30 Prozent), ebenso Badeschuhe (plus 36 Prozent), selbst die Sonnenmilch schlägt mit immerhin vier Prozent mehr zu Buche. Insgesamt berechnet das Portal ein Plus von 46 Prozent für die diesjährige Mallorca-Reise.

Campingurlaub: Steigende Sprit- und Übernachtungskosten

Wer mit bescheidenerem Campingurlaub in Österreich sparen möchte, muss allerdings vor allem aufgrund der Spritkosten ebenfalls höhere Preise als noch vor einem Jahr in Kauf nehmen.

Auf der Strecke Berlin - Zell am See haben diese im Vergleich um satte 43 Prozent zugelegt - von 161 auf 230 Euro, im Caravan von 252 auf 359 Euro. Übernachtungskosten auf dem Campingplatz sind dem Vergleich zufolge um sieben Prozent gestiegen.

Generell seien Preise für Übernachtungen auf Campingplätzen aber stabil geblieben, sagt Thomas Reimann von Pin-Camp, der Camping-Plattform des ADAC. "Die Preise sind europaweit um fünf, in Deutschland lediglich um drei Prozent gestiegen, das ist eine normale Entwicklung."

Pin-Camp hat im März die Kosten in verschiedenen Ländern verglichen. Demnach ist Campen in Schweden am günstigsten - eine Camperfamilie mit zwei Erwachsenen und einem zehnjährigen Kind zahlt demnach 2022 pro Übernachtung 37,41 Euro. Dahinter folgt Deutschland mit 38,33 Euro.

Camping: In Kroatien hat man in die Infrastruktur investiert

"In diesem Bereich gibt es so etwas wie Dynamic Pricing nicht, sondern am Ende der Saison werden die Preise fürs nächste Jahr festgelegt." Die Nachfrage sei stark und habe auch im Ausland angezogen, besonders in Kroatien, das stark in Infrastruktur investiert habe.

In Deutschland sollen die Preise erst einmal weiter stabil bleiben. "Wir sehen im Markt keine hektischen Preisanpassungen", sagt Christian Günther, Geschäftsführer des Bundesverbands der Campingwirtschaft in Deutschland, der AZ. "Offen bleibt aber, wie sich die Preise ab dem Herbst entwickeln. Momentan gehe ich eher davon aus, dass wir im nächsten Jahr mit Preiserhöhungen rechnen müssen."

Expertin Budde: "Die Preise haben sich überall nach oben entwickelt"

Ein pauschal günstiges Reiseland in Europa gebe es ohnehin nicht, sagt Anke Budde vom Bundesverband der Allianz Selbständiger Reiseunternehmen (ASR) der AZ. "Die Preise haben sich überall nach oben entwickelt", sagt Budde, die selbst ein Reisebüro besitzt. Ursachen seien zum einen der Fachkräftemangel, "der weltweit dazu führt, dass nicht alle Arbeitsstellen besetzt werden können".

Dazu kommt Corona. "Es gibt Hotels, die nicht mehr geöffnet haben nach der Pandemie, es gibt regionale Anbieter, die für immer geschlossen haben. Wir in Deutschland können uns sehr glücklich schätzen, dass wir vom Staat durch die Überbrückungshilfe unterstützt wurden. Das bedeutet für uns, dass weniger Betten und Angebote im Ausland zur Verfügung stehen. Auch die Infrastruktur muss teils neu aufgebaut werden." Und dann sind da noch die Verknappung des Flugangebots und Flugstornierungen.

Buddes Tipp: eine Pauschalreise buchen. Wenn Flug oder Unterkunft gestrichen werden, sei es das Reisebüro, dass sich für Kunden in die Warteschleifen der Hotlines einreihe.

Deutsche wollen beim Urlaub vermehrt sparen

Schreckt all das nun die Reiselustigen ab? Laut einer Online-Befragung des Bayerischen Zentrums für Tourismus, die von Ende April bis Anfang Mai bundesweit durchgeführt wurde, wollten 69 Prozent jener Befragen, die generell verreisen, dies auch von Mai bis Oktober 2022 tun. Mindestens ein Urlaub sollte dabei die Mehrheit nach Deutschland führen.

Einer Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland zufolge allerdings wollten drei Viertel der Deutschen "bei ihren Urlaubsplänen auf die Bremse treten", also auf die eine oder andere Art sparen, bei der Dauer oder der Art der Unterkunft oder, indem der Urlaub ins Wasser fällt.

"Frühbuchung ist aus meiner Sicht die absolute Empfehlung"

Viele hoffen wohl auf die Zukunft: Laut dem Portal Fewo-direkt erkundigten sich im Mai bereits doppelt so viele Urlaubssuchende nach Reisezielen für 2023 wie im April. Für die Gegenwart rät das Portal Sparwilligen, sonntags Flüge zu buchen, dann könne man 30 Prozent sparen. Den Abflug solle man auf einen Freitag legen - 35 Prozent Ersparnis seien möglich. Hotels dagegen seien unter der Woche günstiger.

Expertin Budde rät: "Frühbuchung ist aus meiner Sicht die absolute Empfehlung. Das klassische Last-Minute-Geschäft, wie wir es aus früheren Jahren kennen, gibt es nicht mehr."

Profitieren die ländlichen Regionen von der Krise?

Der Inflation können Touristen ohnehin nicht entgehen, weder zuhause, noch in Urlaubsländern. So lag die Teuerung in Kroatien im April im Vergleich zum Vorjahresmonat laut Statistischem Bundesamt bei 9,6 Prozent, in Italien bei 6,3, in Griechenland bei 9,1, in Frankreich bei 5,4, in Schweden bei 6,6, in Österreich bei 7,1 und in Portugal bei 7,4 Prozent.

Sehr profitieren könnten aber ländliche Regionen in Deutschland, die bisher weniger gefragt waren, sagt ASR-Sprecherin Budde und nennt als Beispiel die Nahe-Region in Rheinland-Pfalz. Denn auch im nächsten Jahr werde der Urlaub noch einmal teurer.

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