Ex-Todeskandidatin: Debra Milke endgültig frei
Phoenix - Sie war bereits seit 2013 gegen Kaution und Auflagen auf freiem Fuß. Die Tochter einer Deutschen und eines Amerikaners war 1991 zum Tode verurteilt worden, weil sie 1989 zwei Männer angestiftet haben soll, ihren damals vierjährigen Sohn Christopher zu töten. Statt wie versprochen zum Weihnachtsmann in ein Einkaufszentrum zu fahren, töteten sie den Jungen in einem trockenen Flusslauf mit mehreren Schüssen in den Hinterkopf. Die Justiz ging davon aus, Milke habe ihren Sohn loswerden und eine Versicherungssumme einstreichen wollen. Milke selbst beteuerte stets ihre Unschuld. Die Männer wurden zum Tode verurteilt, aber noch nicht hingerichtet.
Die Gerichtsanhörung in Phoenix dauerte keine fünf Minuten. Richterin Rosa Mroz ordnete an, dass sämtliche zuvor verhängte Auflagen gegen Milke aufgehoben werden. Milke musste eine elektronische Fußfessel tragen, unterlag einer nächtlichen Ausgangssperre und durfte bis zum Ende des Verfahrens keinen Alkohol trinken. Die in Phoenix lebende Frau, die zwischen ihren Verteidigern im Gerichtssaal Platz genommen hatte, zeigte zunächst kaum Regung, wie in der TV-Übertragung aus dem Saal zu sehen war.
Milkes Verteidiger Michael Kimerer hatte bereits vergangene Woche gesagt, dass der Fall endgültig beendet sei. Denn der Oberste Gerichtshof von Arizona hatte eine weitere Anhörung abgelehnt, womit Milke kein erneuter Prozess gemacht werden durfte. Milke zeigte sich Kimerer zufolge danach "erleichtert, dass ihr endlich Gerechtigkeit widerfährt". Es habe sich um einen "schrecklichen Justizirrtum" gehandelt. Für diesen Dienstag kündigte Kimerer eine Pressekonferenz für 19.30 Uhr deutscher Zeit an.
Als nächsten Schritt streben Milkes Verteidiger eine Zivilklage gegen den Staat und die Polizei wegen ihrer Inhaftierung an. Bei einem Erfolg könnte Milke Schadenersatz in Millionenhöhe bekommen. In sozialen Medien gratulierten ihre Unterstützer kurz nach der Entscheidung zur endgültigen Freiheit.
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