Essen: Bedrohte Vogelart muss wegen Ed Sheeran umziehen

In Essen soll die seltene Feldlerche ihren Brutplatz räumen, damit der Brite dort ein Konzert geben kann. Die Kritik ist groß.
Rosemarie Vielreicher |
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Ed Sheeran bei einem Auftritt.
dpa Ed Sheeran bei einem Auftritt.

Essen - Was ist wichtiger? Der Lebensraum eines gefährdeten Vogels oder das Konzert eines Superstars? Diese Frage erhitzt derzeit die Gemüter im Ruhrgebiet.

Der britische Sänger Ed Sheeran plant am 22. Juli einen Auftritt auf dem Flughafengelände Essen/Mühlheim. Doch in dem Bereich hat die seltene Feldlerche ihren Nistplatz. Auf der Roten Liste wird sie als "gefährdet" geführt.

Laut einem Artenschutzkonzept müssen die betroffenen Brutpaare nun bald umziehen, damit Ed Sheeran im Sommer vor rund 80.000 Fans "Perfect", "Galway Girl" oder auch "I see fire" singen kann.

Auf AZ -Anfrage erklärt die Pressesprecherin der Stadt Essen, Silke Lenz, die Notwendigkeit der Umsiedlung so: "Der Termin des Konzertes liegt im Zeitraum der zweiten Brutzeit dieser Vögel." Betroffen sind ihr zufolge fünf Brutpaare. Der Naturschutzbund (NABU) spricht von acht bis neun Brutpaaren.

Die Lösung des Veranstalters und der Behörden: Die braun-beigen Bodenbrüter sollen umgesiedelt werden und zwar auf eine fünf Hektar große Ausgleichsfläche in der Nähe des bisherigen Brutgebiets. All dies ist laut Lenz artenschutzrechtlich korrekt.

Lenz weiter zur AZ : "Die Maßnahmen auf den Ausgleichsflächen werden bereits ab März durchgeführt, auf dem Flughafengelände dann ab Juni, damit die Erstbrut noch auf dem Flughafengelände, die Zweitbrut dann auf den Ausgleichsflächen stattfindet."

Der Naturschutzbund ist erzürnt. Die Zahl der Feldlerchen befinde sich seit Jahren im freien Fall, "da die Zerstörung und der Verlust geeigneter Brutlebensräume ungebremst" fortschreite. Die Naturschützer werfen dem Veranstalter vor, eine gefährdete Vogelart aus rein ökonomischen Gründen verscheuchen zu wollen. Kritik gibt es auch an den Behörden. In einer Mitteilung des Bundes heißt es: "Obwohl dies offensichtlich mit den Anforderungen des Artenschutzes unvereinbar ist, fehlt noch immer eine klare ablehnende Position der Stadt Essen als Genehmigungsbehörde."

Und weiter: "Es sollte einer Grünen Hauptstadt, die diesen Titel zu recht tragen möchte, doch möglich sein, Lebensräume bedrohter Arten entsprechend zu erhalten und nicht noch zur Zerstörung beizutragen."

Der Naturschutzbund fordert, dass die Planungen des Konzerts gestrichen werden sollen, "zumal es sowohl räumliche als auch zeitliche Alternativen gäbe". Stadt-Sprecherin Lenz sagt zur AZ, dass das Konzert noch gar nicht endgültig genehmigt ist. Dafür müsse noch ein Verkehrs- und Sicherheitskonzept erarbeitet werden.

Ed Sheeran in München: 29. Juli.

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