Es wird wieder gekreischt, gestritten und geweint

Ab Februar 2009 wählt Heidi Klum wieder aus Hunderten schöner Mädchen «Germany's next Topmodel» aus. Dieses Mal soll die Castingshow noch härter werden. «Mädchen mit dicken Beinen» haben keine Chance.
Sie mussten mit Vogelspinnen und Schlangen kuscheln, sich toten, stinkenden Tintenfisch um den Hals hängen, auf schwindelerregend hohen Absätzen in schwindelerregenden Höhen balancieren - und dabei immer lächeln und gut aussehen. Kakerlaken wurden kaltblütig ermordet, es wurde gekreischt, gestritten und geweint. Doch das reichte den Machern von «Germany's next Topmodel - by Heidi Klum» nicht. Auf die Teilnehmerinnen der neuen Staffel, die am Montagabend in München vorgestellt wurde, wird noch mehr zukommen. Denn die Casting-Show soll härter werden. «Wir machen natürlich die allerhärtesten Sachen mit den Mädchen», sagte Jurychefin Heidi Klum. «Es wird nicht so einfach für sie sein.» Was das genau heißt, wollte das Model nicht sagen. Nur soviel: «Es wird kalt.»
Und noch etwas ist neu in der vierten Staffel der Erfolgssendung, die am 12. Februar 2009 bei ProSieben starten soll: Gezeigt werden auch zwei offene Castings, bei denen «die Mädels», wie die Jury die Teilnehmerinnen einheitlich nennt, ohne Vorauswahl auf Klum und ihre Jury-Kollegen Rolf Scheider und Peyman Amin losgelassen werden. Mehr als 1100 Mädchen ließen sich nach Angaben des Fernsehsenders ProSieben in Düsseldorf begutachten, in München wollten über 1300 junge Frauen auf Pfennigabsätzen ihr Glück versuchen. Klar, dass diesmal auch Teilnehmerinnen zu sehen sind, die nicht unbedingt für den Laufsteg geboren wurden.
«Wir sind hier ja nicht auf dem Niveau Bohlen»
Es gehe trotzdem nicht darum, diese Mädchen lächerlich zu machen, sagte Scheider, der als Nachfolger von Bruce Darnell («Die Handetasche muss lebendig sein!») seine zweite Staffel als Jurymitglied bestreitet. «Wir haben uns noch nie lustig gemacht. Wir sind hier ja nicht auf dem Niveau Bohlen oder wie der heißt.» Ein Model, sagt Scheider, solle die Menschen träumen lassen. «Ein Mädchen, das dicke Beine hat und nur eins fünfzig groß ist, kann kein Model sein. Das merken die Leute schon selbst, dazu müssen wir uns nicht lustig machen.» Die erste Auswahl könne man in 20 Sekunden treffen. «Es gibt eben bestimmte Modelmaße, die liegen so bei Kleidergröße 34/36. 38 geht auch noch, aber dann nicht mehr für eine Haute-Couture-Show.» Für «Rolfe», wie der gebürtige Kölner wegen seines starken französischen Akzents auch genannt wird, ist das Alltag. «Es ist einfach mein Job, passende Models auszusuchen. Ich lebe nicht mehr in der Welt der Models. Abends gehe ich ganz normal nach Hause und gebe meinen Hund Trockenfutter.»
«Jenny KL» wohnt immer noch im «Hotel Mama»
Eine, die Scheiders kritischem Blick standgehalten hat, ist Jennifer Hof, die sich «Jenny KL» nennt, seit sie in der dritten Staffel zu «Germany's next Topmodel» gekürt wurde. Die schöne Blondine mit den unfassbar langen Beinen weiß, was auf die Teilnehmerinnen der vierten Staffel zukommt und sagt: «Mein Leben hat sich komplett verändert.» Sie wohne zwar noch «im Hotel Mama, dem besten Hotel der Welt», viel Zeit für ihre Familie bleibe ihr aber nicht mehr. Im Moment mache sie viele Castings im Ausland. «Manchmal bin ich 24 Stunden auf den Beinen und muss dann noch in den Flieger.» Es sei eine harte Entscheidung gewesen, die sei aber zugunsten des Model-Daseins ausgefallen, sagte die 17-Jährige. Wenigstens hat sie inzwischen auch ihren Realschulabschluss in der Tasche. Insgesamt mehr als 21.000 Teilnehmerinnen haben sich für die neue Staffel beworben und wollen in Jennys Fußstapfen treten. Einen bestimmten, besonders gefragten Typ Frau gibt es derzeit nach Einschätzung der Jury nicht. «Es gibt nicht mehr so Typen wie in den 80er Jahren», sagte Scheider. «2000 war die Magersüchtigen dran, heute gibt es so viele Typen, wie es Modeschöpfer gibt.» Für seinen Kollegen Peyman Amin zählt vor allem die richtige Einstellung. «Wenn die Mädchen ankommen und denken, sie haben es geschafft, ist das ein No-Go.» Zu viel Zurückhaltung sei aber auch nicht gut. «Schüchtern geht gar nicht.» Die Auswahl werde schwierig, sagte auch Klum. «Man möchte ja auch gerne jemanden haben, der nett ist und nicht immer rumzickt.» Inzwischen habe sich die Zahl der Teilnehmerinnen schon auf 30 reduziert. (Britta Schultejans, dpa)