Es wird dunkel im Sonnenstudio: SB vor dem Aus

MÜNCHEN - Viele Solarium-Anbieter stehen vor der Pleite. Der Grund dafür: Eine neue Verordnung verlangt ständig anwesendes Fachpersonal zur Beratung. Wie die Kunden und Betreiber reagieren.
„So ein Schmarrn.“ Dass das Bundesumweltministerium ständig anwesendes Fachpersonal für SB-Sonnenstudios zur Pflicht machen will, stößt bei der Münchnerin Katja Hermann (32) auf Unverständnis. „Ich gehe seit 16 Jahren ins Sonnenstudio. Ich kenne mich aus und mir ist auch bislang nichts passiert. Hautprobleme hatte ich nie.“ Beratung braucht die Technische Zeichnerin wohl wirklich keine mehr.
Doch der Gesetzgeber will den SB-Sonnenstudios jetzt den Garaus machen. Künftig soll ständig geschultes Personal vor Ort sein, um die Kunden zu beraten und vor den Gefahren der UV-Strahlung zu warnen. Die höheren Personalkosten würden für viele kleinere Betriebe vor allem auf dem Land das Aus bedeuten, ist Dieter Roggendorf, Chef des Branchenverbandes Photomed, überzeugt. „Die machen die Tür zu.“ Seine Widersacher am Verhandlungstisch hätten sich aber nicht erweichen lassen. „Wir sind halt nur ein kleiner Verband. Die Verordnung schießt weit über das Ziel hinaus.“
Auch eine größere Sonnenstudio-Kette wie der Münchner Anbieter „sunshine“, der 17 Filialen über das gesamte Stadtgebiet verteilt hat, bekäme massive Probleme. „Ich muss in dem Fall wohl über die Hälfte meiner Filialen schließen“, sagt der Geschäftsführer Erich Lutz.
Grund für die Regierungsinitiative ist die steigende Anzahl der Hautkrebserkrankungen und die immer noch hohe Zahl von Sonnenstudios in Deutschland. 4000 sind es derzeit, vor ein paar Jahren waren es sogar einmal 10.000.
140 Betriebe mit Sonnenbänken gibt es allein in München. Das sind aber nicht nur Sonnen- oder Fitness-Studios, auch Hotels und Schwimmbäder, die Solarien anbieten, zählen dazu. Erich Lutz berichtet, dass in den zehn Münchner Bädern etwa 40 Sonnenbänke stehen. Auch diese müssten wohl bei Inkraftreten der neuen Verordnung abgebaut werden.
Erich Lutz: „Die positiven Seiten des Sonnenstudios fallen völlig unter den Tisch. Geht’s nach den Dermatologen, dürfte man sich nur noch in verdunkelten Räumen aufhalten. Ein Trauerspiel.“
Auch Branchensprecher Roggendorf findet, dass die Politiker ihr Regelungsbedürfnis all zu weit treiben. „15 Minuten Solarium sind wie 20 Minuten Mallorca-Sonne oder 26 Minuten bei einem Juli-Spaziergang im Englischen Garten.“ Und dass sich Jugendliche zwar acht Stunden im Schwimmbad sonnen dürfen, aber kein Solarium von innen sehen, ruft bei ihm Kopfschütteln hervor.
Noch haben die Sonnenstudio-Betreiber aber Hoffnung. Erich Lutz setzt auf die bayerische Politik. Die muss im Bundesrat zustimmen und hat für seine Sorgen hoffentlich ein offenes Ohr. Die Unterstützung seiner Kunden scheint ihm sicher. „Ich geh’ einmal die Woche ins SB-Sonnenstudio“, sagt Katja Hermann. „Darauf will ich nicht verzichten.“
John Schneider