"Es geht ihm beschissen"

Sein Sohn Samuel verunglückte bei „Wetten, dass” schwer – zum ersten Mal spricht Christoph Koch öffentlich über den Unfall.
von  Susanne Will

NÜRNBERG Der kleine, schmale Mann atmet tief durch. „Es geht ihm beschissen. Einfach beschissen.” So beantwortet er die Frage, wie es seinem Sohn geht. Seinem Sohn Samuel Koch. Der 23-Jährige war bei einem verunglückten Sprung bei „Wetten, dass” schwer verletzt worden, ist seither von den Schultern abwärts gelähmt. Christoph Koch spricht zum ersten Mal in der Öffentlichkeit über den Unfall und die Folgen – beim „Kongress christlicher Führungskräfte” in Nürnberg.


Was die Lähmung für Samuel wirklich bedeutet, erklärt der Vater in leisen Worten: „Wenn Samuel sich räuspern muss, braucht er dazu Hilfe. Nach bis zu sieben Minuten gelingt es ihm. ’Papa, ich werde verrückt, kratz mich mal an der Stirn.’ Er hat schlimme Nackenschmerzen und große Angst, von den Schmerzmitteln abhängig zu werden.”


Der Vater kam direkt aus der Schweiz nach Nürnberg, wo Samuel in einer Spezialklinik betreut wird. Immer an seiner Seite: seine Mutter, eine ausgebildete OP-Schwester. „Als ich ihm gestern einen Spiegel vors Gesicht gehalten habe, damit er seinen Luftröhrenschnitt sehen konnte, sagte er: Ich bin so neidisch, was deine Finger können. Er selbst kann nur einen Muskel am Bizeps bewegen.” Nur noch 40 Zentimeter groß fühle sich Samuel, „eben das Stück Körper, das er noch fühlen kann”.


Die Zeit der Vorwürfe sei vorbei, „Unfälle passieren eben”, bilanziert Christoph Koch, der am Steuer saß, als sein Sohn mit überdimensionalen Sprungfedern an den Füße auf ihn zusprang. 500 Mal haben er und Samuel den Stunt geübt. Und wie in jeder Minute des Lebens dieser frommen Familie haben sich Vater und Sohn auch beim großen Auftritt vor einem Millionenpublikum auf Gottes Hilfe verlassen – und intensiv gebetet.


Fromm, sagt er, sei er schon früher gewesen, „aber jetzt ist es ein einziges Leben mit Gott.” Für Samuel, der über einen Schlauch die Telefonnummer der Familie wählen kann, brachen „heftige Zeiten mit Gott an. Er fragte nach dem Sinn, will wieder die Nähe Gottes spüren – und laufen können”. Aber er, der Vater, wisse: „Jesus sitzt neben ihm um streichelt ihm die Wirbelsäule.”


Auf die Frage der Moderatorin, ob die Menschen für Samuel beten sollten, antwortete Koch: „Als Papa wünsche ich mir ein Gebet, dass Samuel wieder Jesus’ Nähe spürt und er wieder laufen kann. Für die Menschen in der Klinik, dass sie füreinander beten – wir sind nicht die einzigen mit einem schweren Schicksalsschlag. Und als frommer Mensch: Loben Sie Gott, er ist da. Auch jetzt. Wir haben vieles in den letzten zweieinhalb Monaten erlebt.”


Auch wenn es keinen medizinisch fundierten Beleg gibt, dass er wieder laufen wird, „so glaube ich zu hundert Prozent an ein Wunder”.

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