Erwartungen an Loveparade-Prozess sinken

Die Erwartungen an die vollständige Aufklärung des Loveparade-Unglücks von Duisburg sind kurz vor der Anklageerhebung im Kreis der Betroffenen gesunken.
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Die Erwartungen an die vollständige Aufklärung des Loveparade-Unglücks von Duisburg sind kurz vor der Anklageerhebung im Kreis der Betroffenen gesunken. Die Loveparade-Selbsthilfe und Opferanwalt Julius Reiter sehen dem Prozess kritisch entgegen.

Duisburg - Reiter, der mit dem früheren Innenminister Gerhart Baum rund 100 Betroffene vertritt, sieht in der Verringerung der Zahl der Beschuldigten von einstmals 16 auf jetzt anscheinend zehn einen "negativen Effekt". Die Staatsanwaltschaft wollte sich erneut nicht zur Anklage und zum Kreis der Beschuldigten äußern. Nach dem Unglück vom 24. Juli 2010 starben 21 Menschen, Hunderte wurden verletzt, Tausende Besucher und Angehörige erlitten psychische Schäden.

Wie zuletzt das Magazin "Der Spiegel" berichtete, soll die Polizei aus dem Kreis der Beschuldigten ausgeschieden sein. Auch Veranstalter Rainer Schaller von Lopavent und der Duisburger Bauordnungsdezernent sind demnach nicht dabei. Übrig seien Mitarbeiter von Stadt und Lopavent. "Die Kleinen hängt man, die Großen lässt man laufen", meinte dazu Reiter. Ob Beschuldigte überhaupt verurteilt würden, sei unsicher, sagte Jürgen Hagemann vom Loveparade-Selbsthilfeverein.

"Das Vorgehen bei der Loveparade erinnert mich an die drei Affen, die sich die Sinnesorgane zuhalten", sagte Reiter. "Die Stadt hat die Augen verschlossen und eine nicht genehmigungsfähige Veranstaltung ermöglicht. Der Veranstalter hat sich die Ohren zugehalten, um Sicherheitsauflagen nicht zu erfüllen. Und die Polizei hat den Mund nicht aufgemacht, um die Veranstaltung im letzten Moment abzublasen." Dabei habe das Gutachten des Panikforschers Keith Still eindeutig ergeben: Wenn man Menschen in entgegengesetzter Richtung durch so ein Nadelöhr führe, müsse es in einer Katastrophe enden.

Reiter sieht auch den Veranstalter Schaller von Lopavent nicht entlastet. Es stellten sich Fragen, in welchem Zusammenhang zum Beispiel Schallers Spardiktat vor der Veranstaltung mit dem Sicherheitskonzept gestanden habe.

Jürgen Hagemann vom Loveparade-Selbsthilfeverein sieht die juristische Aufarbeitung und vor allem das bisherige Verhalten der Stadt Duisburg kritisch. "Ich hoffe, dass es wenigstens zu einem Prozess kommt", sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Die juristische Aufarbeitung sei wichtig. Aber wenn es im Einzelfall heiße, es reiche nicht für einen Schuldspruch, müsse man das akzeptieren.

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