Erste Festnahme nach SchülerVZ-Datenklau
Das Landeskriminalamt Berlin verhört wegen des Diebstahls von mehr als einer Million Datensätzen einen Verdächtigen. Es handelt sich um einen 20-Jährigen, der in den Büros der VZ-Gruppe festgenommen wurde.
Der mutmaßliche Drahtzieher des großangelegten Datenmissbrauchs im Online-Netzwerk SchülerVZ ist vom Landeskriminalamt Berlin festgenommen worden. Am Montagabend wurde der 20-Jährige, der aus Erlangen stammt, einem Bereitschaftsrichter vorgeführt.
Wie ein Polizeisprecher der Nachrichtenagentur AP sagte, prüft der Richter, ob der junge Mann wegen des Verdachts des Ausspähens von Daten in Untersuchungshaft genommen wird. Laut Polizei steht auch der Vorwurf der Erpressung im Raum. Der Verdächtige wurde in der Nacht zum Montag in den Büroräumen der VZ-Netzwerke in Berlin-Pankow von LKA-Beamten festgenommen und den ganzen Tag über verhört. Er soll versucht haben, die Daten zu verkaufen. Ob ein Haftbefehl gegen den Mann ergehen soll, werde bis zum Dienstag entschieden. Ob er VZ-Mitarbeiter ist, konnte der Sprecher nicht sagen. Die VZ-Netzwerke betreiben die Portale SchülerVZ, StudiVZ und MeinVZ. Nach Angaben der Firma sind dort über 15 Millionen Mitglieder aktiv; jeden Tag werden mehr als eine Million Fotos hochgeladen und neun Millionen Nachrichten an Freunde, Kollegen und Bekannte versendet.
Mehr als eine Million Datensätze
Beim Online-Netzwerk SchülerVZ waren im großen Umfang Nutzerdaten kopiert und illegal weitergegeben worden. Dem Weblog «netzpolitik.org» wurden nach eigenen Angaben mehr als eine Million Datensätze von SchülzerVZ-Usern angeboten. Es seien aber nur Daten kopiert worden, die von den Schüler-VZ-Anwendern als «für alle Nutzer sichtbar» eingestuft wurden, hatte der Geschäftsführer der VZ- Netzwerke, Markus Berger-de León, erklärt. Der Verdächtige soll nicht nur illegal Daten aus einer Vielzahl von Nutzerprofilen kopiert, sondern diese auch weiteren Personen zur Verfügung gestellt haben. Nach Firmenangaben stellte der Hacker die kopierten Daten in einem geschlossenen, passwortgeschützten Internetforum zum Download bereit - insgesamt 17 Nutzer hätten diese dort heruntergeladen.
Bundesdatenschutzbeauftragter warnt
Der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar warnte unterdessen gewarnt, persönliche Daten ins Netz zu stellen. «Der Fall zeigt, dass man sich überlegen muss, wo man Daten preis gibt, speziell im Internet», sagte Schaar der «Berliner Zeitung». «Daten, die im Internet stehen und von einer großen Zahl von Menschen genutzt werden, können nur schwer gegen Missbrauch geschützt werden.» Auch der Branchenverband der Internetwirtschaft reagierte mit Besorgnis. «Beim Datenschutz von Kindern und Jugendlichen in Online- Netzwerken muss ein Höchstmaß an Sicherheit gewährleistet sein. Das muss allerhöchste Priorität genießen», sagte Bernhard Rohleder, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Informationswirtschaft, Telekommunikation und Neue Medien (Bitkom). Glücklicherweise gehe es bei SchülerVZ nicht um sensible Daten wie Kontonummern. Doch zeige der Fall, wie wichtig es sei, dass Eltern genau darauf achteten, was ihre Kinder in Online-Netzwerken tun.
Der rheinland-pfälzische Datenschutzbeauftragte Edgar Wagner kritisierte die Registrierung von Kindern unter 14 Jahren in dem Netzwerk. Wie er am Montag in Mainz mitteilte, tummeln sich sogar Achtjährige bei SchülerVZ. Dies widerspreche dem Datenschutz- und dem Zivilrecht. Er forderte die Betreiber auf, endlich für eine «wirksame Alterskontrolle» zu sorgen.(AP/dpa)
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