Erst ein Papst-Rücktritt bisher: Papst Coelestin V.

Coelestin V. ist neben Benedikt der bisher einzige Papst, der freiwillig vorzeitig vom Pontifikat zurücktrat.
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Trat 1294 nach nur fünf Monaten zurück: Papst Coelestin V., hier auf einem Bodenmosaik im Petersdom abgebildet.
dpa Trat 1294 nach nur fünf Monaten zurück: Papst Coelestin V., hier auf einem Bodenmosaik im Petersdom abgebildet.

ROM Der Papst tritt zurück. Das gab’s schon mal – vor 719 Jahren. Im Jahr 2009 besuchte Benedikt das Grab von Coelestin V. in L’Aquila. In der Stadt nahe Rom, die 2007 von einem Erdbeben erschüttert worden war, ist der Kirchenführer begraben, der den Noch-Papst fasziniert hat, und dessen Beispiel er jetzt folgt.

Im Jahr 1294 wurde Pietro del Murrones zum 191. Nachfolger Petri gewählt. Zuvor hatten sich die zwölf Kardinäle des Konklave mehr als zwei Jahre nicht auf einen Papst einigen können. Dann wählten sie den 80-jährigen Einsiedler. Der Mönch erfuhr von seiner Wahl in der Felsenhöhle, in der er lebte.

Auf einem Esel ritt er unter dem Jubel der Bevölkerung in L’Aquila ein. Aber schon wenige Monate später, am 13. Dezember 1294 las er den Kardinälen sein Rücktrittsschreiben vor: „Ich, Coelestin V., trete hiermit aus freiem Willen vom Pontifikat zurück“, sagte er. „Gewissengründe, notwendige Demut, moralische Vervollkommnung“ führte er als Gründe an, aber auch: „die Schwäche meines Körpers und die Schwäche meiner Person“. Er legte den entsetzten Kirchenfürsten Mantel und Ring vor die Füße und griff sich seine Mönchskutte.

Dante schmähte den Papst als „Feigling“, der in der „Göttlichen Komödie“ in der Hölle verbrannte. Seinen Anhängern galt Coelestin als „Engelspapst“. Benedikt zeigte sich fasziniert von dem Papst, er hinterließ sein Pallium, die päpstliche Wollstola, an seinem Grab.

Der erklärte Wunsch von Coelestin, wieder als Eremit in die Höhle zurückzukehren, wurde ihm verwehrt. Sein Nachfolger Bonifaz VIII. warf ihn in einen Kerker, wo er bis zu seinem Tod am 19. Mai 1296 blieb.

Andere Papst-Rücktritte gab es auch, die waren aber nicht freiwillig und resultierten aus weltlichen und geistlichen Machtkämpfen: Papst Benedikt IV. musste Rom mehrfach fluchtartig verlassen, bevor er 1045 den Heiligen Stuhl unter Druck räumte.

Auch der Rücktritt von Papst Gregor XII. im Jahr 1415 war nicht freiwillig. Bereits 1409 erklärte ihn das Konzil für abgesetzt. Gregor weigerte sich aber jahrelang, das Feld zu räumen, ebenso wie der Gegenpapst Benedikt XIII. Da trotzdem Alexander V. zum neuen Papst gewählt wurde, gab es zeitweise drei Kirchenoberhäupter.

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