Erdbeeren-Saison: Warten, bis sie reif sind
Erdbeeren zählen zum beliebtesten Obst der Deutschen: Pro Jahr verzehrt der Bundesbürger 3,1 Kilo. Die roten Früchte locken jetzt überall im Supermarkt – dabei haben sie erst im Frühsommer Saison
MÜNCHEN Zurzeit locken in vielen Supermärkten wieder schöne, rote Exemplare. Warum also warten, bis die heimischen Erdbeeren reif sind, denkt sich mancher – und nascht schon mal Erdbeeren aus Süditalien oder Südafrika. Die AZ verrät, warum Sie besser noch ein paar Wochen warten sollten, bis die Erdbeer-Saison beginnt.
Der Geschmack: „Früher konnte man sich im Frühsommer auf Erdbeeren freuen. Heute gibt es sie das ganze Jahr über. Der Geschmack dieser Erdbeeren ist oft enttäuschend“, weiß der Greenpeace-Experte für Konsumfragen, Jürgen Knirsch. Denn: „Die Massenware aus dem Süden muss lange Transportwege überstehen. Deshalb werden die Früchte früher geerntet, „häufig sind sie sogar nur halbreif“, schimpft Erdbeerplantagenbauer Siegfried Eberle in München. Er rät: „Erdbeeren erst konsumieren, wenn sie bei uns angeboten werden.“ Die Hochsaison geht von Juni bis September (siehe Abbildung).
Die Rückstände: „In der Regel sind lokal angebaute Erdbeeren weniger pestizidbelastet als importierte“, so Greenpeace-Chemie-Experte Manfred Santen. Schuld sind wieder die langen Transporte, die Früchte müssen länger „frischgehalten“ werden. „Aber Ausnahmen bestätigen die Regel“, räumt der Experte ein. Bei einem Erdbeer-Test 2009 im Auftrag von Greenpeace kam etwa heraus: Sommererdbeeren aus Deutschland enthielten im Vergleich zu den spanischen sogar ein wenig mehr Pestizide. Das Wetter kann ausschlaggebend sein: „Die in Ländern wie Spanien unter Folien angebauten Erdbeeren werden seltener mit Fungiziden behandelt, wenn die Sommer warm und trocken sind.“ 2010 war es aber auch im Süden feucht und kalt.
Die Luftverschmutzung: „Kommen die Erdbeeren aus Italien, ist der CO2-Ausstoß dreimal so hoch wie bei den regionalen“, so Greenpeace-Klima-Experte Karsten Smid. „Das ist noch kein Klimaverbrechen.“ Auch innerhalb von Deutschland gibt es ähnlich lange Wege. Extrem umweltschädlich sind aber Erdbeeren aus Übersee, die eingeflogen werden, „davon die Finger lassen“. Zum Vergleich: Für 250 Gramm Erdbeeren aus Oberbayern werden im Schnitt 15 Gramm CO2 freigesetzt. Das entspricht 60 Meter Autofahrt. Für 250 Gramm aus Südafrika sind es 2920 Gramm CO2 – dafür käme man mit dem Auto gute zehn Kilometer weit (siehe Tabelle).
Alternativen: Experte Santen: „Wer keine oder kaum Pestizide in der Erdbeere haben will, muss Bio kaufen.“ ah
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