Er saß auf Bomben

24 Stunden lang verbarrikadiert sich Jürgen K. in seiner Wohnung. Telefonisch droht er mit weiteren Explosionen. Am Donnerstagvormittag gibt der Mann auf – Ermittler finden Waffen und TNT
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Um kurz nach zehn Uhr gibt Jürgen K. auf.
dpa Um kurz nach zehn Uhr gibt Jürgen K. auf.

VIERNHEIM - 24 Stunden lang verbarrikadiert sich Jürgen K. in seiner Wohnung. Telefonisch droht er mit weiteren Explosionen. Am Donnerstagvormittag gibt der Mann auf – Ermittler finden Waffen und TNT

Am Ende hielt Jürgen K. den Druck nicht mehr aus. Über einen Tag lang hatte er sich nach zwei Bombenanschlägen in Hessen und Baden-Württemberg (AZ berichtete) in seinem Haus in Viernheim (Südhessen) verschanzt und mit weiteren Explosionen und Sprengfallen gedroht.

Am Donnerstagvormittag, kurz nach zehn Uhr, schließlich gab der 44-jährige Gas- und Wasserinstallateur auf, kam mit erhobenen Händen aus dem Haus und ließ sich festnehmen. Zuvor hatte er Sprengfallen in seiner Wohnung abgebaut. Die Polizei hatte in den Verhandlungen mit Jürgen K. auf eine Zermürbungstaktik gesetzt, stand ständig in Kontakt mit dem Täter. Der Mann hatte keine Forderungen gestellt, bereits am Mittwochabend hatte er laut Polizei Andeutungen gemacht, seine Wohnung verlassen zu können.

Über Telefon hatte Jürgen K. gedroht, dass er mehrere Kilo Sprengstoff in der Wohnung habe. Und tatsächlich: Nachdem sich der Täter ergeben hatte und die Polizei seine Wohnung betrat, fanden die Ermittler „Einiges an Waffen und Sprengstoff“, wie die Polizei mitteilte: „Es handelt sich um erhebliche Mengen.“

Spätestens am Freitag soll Jürgen K. vor den Haftrichter

Im Anschluss an seine Festnahme wurde Jürgen K. vernommen und sollte spätestens heute dem Ermittlungsrichter in Darmstadt vorgeführt werden. Ihm werden versuchter Mord in zwei Fällen und das Herbeiführen von zwei Sprengstoffexplosionen vorgeworfen.

Der Mann soll am Mittwochmorgen mehrere Sprengsätze an einem benachbarten Einfamilienhaus im südhessischen Viernheim und dem benachbarten Weinheim in Baden-Württemberg gezündet haben. Ein 32 Jahre alter Familienvater in Viernheim erlitt leichte Verletzungen, als er eine Scheibe einschlug, um sich mit seiner 31 Jahre alten Frau und seinen beiden Kindern zu retten. In Weinheim entstand nur Sachschaden.

Motiv Geldsorgen?

Als Motiv haben möglicherweise Geldsorgen und unbezahlte Rechnungen eine Rolle gespielt. Anscheinend schuldeten Kunden dem Handwerker mehrere tausend Euro. Bei der Familie, auf die er einen Bombenanschlag verübt haben soll, soll Jürgen K. Mietschulden haben.

Einsatzkräfte hatten seit Mittwochmorgen seine Wohnung umstellt. Rund 100 Anwohner wurden evakuiert. Um weitere Gefahren zu vermeiden, war die Gasversorgung im Umfeld vorsorglich abgestellt worden.

Der Bombenleger ist vorbestraft. Er wurde 1987 wegen eines Verstoßes gegen dasSprengstoffgesetz zu einer Geld- und Bewährungsstrafe verurteilt. 1991 folgten eine Geldbuße und dreijährige Bewährungsstrafe nochmals wegen des Umgangs mit explosionsgefährlichen Stoffen. Möglicherweise hatte er den Sprengstoff bei seiner früheren Tätigkeit als Wachmann eines Munitionslagers gestohlen.

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