Er erschoss Nazi-Vater: 13-Jähriger in Jugendhaft
Der Fall sorgte für Aufsehen weit über die USA hinaus. Ein Zehnjähriger erschoss seinen Vater im Schlaf. Der stadtbekannte Neonazi habe ihn immer wieder verprügelt, sagten die Verteidiger. Doch die Ankläger halten ihn für einen gefährlichen Mörder.
Los Angeles – Ein 13-Jähriger muss in den USA für die Ermordung seines Vaters, eines bekannten Neonazi-Anführers, mindestens für sieben Jahre in Jugendhaft. Der Junge sei wegen seiner Gewalttätigkeit eine Gefahr für Öffentlichkeit, urteilte die Richterin am Donnerstag (Ortszeit) im kalifornischen Riverside, berichtete die „Los Angeles Times“.
Der an einer Lernschwäche leidende Junge war zehn Jahre alt, als er nach Ansicht des Gerichts den schlafenden Jeffrey Hall mit dessen Revolver erschossen hat. In dem Haus hätten immer wieder Neonazi-Treffen stattgefunden. Die Staatsanwaltschaft argumentierte, der Täter sei extrem gewaltbereit und habe dies auch nach seiner Festnahme vor rund zwei Jahren gezeigt. Der Jugendliche kann erstmals mit 20 die Freilassung auf Bewährung beantragen. Maximal müsste er bis zum 23. Lebensjahr in Haft bleiben.
„Wir halten das für ein komplettes Fehlurteil“, sagte die Verteidigerin Punam Grewal dem TV-Sender „CBS“. Die Probleme des Jungen angesichts „entsetzlicher“ jahrelanger Misshandlungen durch seinen Vater seien unberücksichtigt geblieben. Statt Jugendhaft hatte sie vorgeschlagen, den 13-Jährigen in einer sicheren, privaten Einrichtung unterzubringen, die bessere therapeutische Möglichkeiten biete. Sie werde Berufung einlegen, erklärte Grewal.
Staatsanwalt Michael Soccio bezeichnete den Fall als den schwierigsten seiner gesamten Karriere, begrüßte aber das Urteil. Er bat den Richter um das Recht, den Jungen in Haft besuchen zu dürfen, was ihm auch gewährt wurde. „Meine Hoffnung ist, dass er sich seiner Tat stellen und damit umgehen kann, und in der Lage ist, so unbeschädigt wie möglich herauszukommen.“
Im Laufe des Prozesses hatte Soccio erklärt, dass der Junge sich nicht von anderen Mördern unterscheide. Nach seinen Worten hätte er den Vater auch erschossen, wenn dieser Mitglied einer Friedens- und Freiheitspartei gewesen wäre. Er gab sich überzeugt, dass der damals Zehnjährige die Tat beging, weil sein Vater sich von seiner Partnerin trennen wollte und das alleinige Sorgerecht haben wollte. Die Verteidigung meinte, das Kind habe geglaubt, er würde seine Familie durch die Tat vor dem Vater beschützen.