Entwarnung für Verbraucher im Gammelkäse-Skandal
ROM/MÜNCHEN - Entwarnung für Verbraucher im italienischen Gammelkäse-Skandal: Die deutschen und italienischen Behörden gehen einen Tag nach den alarmierenden Meldungen davon aus, dass es sich um einen zwei Jahre alten Fall handelt.
«Wir haben keine Hinweise darauf, dass das gesundheitsgefährdend ist», sagte eine Ministeriumssprecherin am Samstag der Deutschen Presse-Agentur dpa in Berlin.
Das italienische Gesundheitsministerium erklärte, die jetzt abgeschlossenen Ermittlungen seien bereits vor zwei Jahren eingeleitet worden, nachdem die Polizei in Norditalien einen mit völlig verfaultem Käse beladenen Transporter angehalten hatte. «Das Ministerium ist sofort eingeschritten und hat sich an die zuständigen Regionalbehörden in der Lombardei und im Piemont gewandt, um Informationen über mögliche Gesundheitsrisiken für die Konsumenten zu sammeln», sagte eine Mitarbeiterin des Ministeriums.
Das bayerische Verbraucherschutzministerium teilte in München mit, dass sich der Skandal möglicherweise auf zwei Jahre zurückliegende Untersuchungen der Behörden bezieht. Der Hinweis gehe aus den Informationen hervor, die inzwischen über das europäische Schnellwarnsystem eingegangen sind. Demnach sei bereits im März 2006 bei Untersuchungen in Cremona in der Lombardei die Wiederverarbeitung von vergammeltem und schimmeligem Käse aufgefallen. Der dortige Betrieb sei damals von den Behörden untersucht, die Produktion gestoppt und die Ware entsorgt worden. Im Juni 2007 wurde der betreffende Betrieb gesperrt, teilte der Ministeriumssprecher in München mit. Möglicherweise sei der Fall jetzt gerichtsrelevant und daher in den Medien aufgetaucht.
Eine mögliche Verbindung zu einem Schmelzkäse-Produzenten in Woringen im Allgäu ist weiter unklar. Der Betrieb sei am Freitag eingehend geprüft und von der Polizei gesperrt worden, die Ergebnisse würden ausgewertet. «Derzeit können die in den Medien veröffentlichten Vorwürfe gegen die Firma weder bestätigt noch dementiert werden», teilten Polizei und Staatsanwaltschaft Memmingen mit.
Das italienische Gesundheitsministerium informierte nach eigenen Angaben die EU-Kommission und die Mitgliedstaaten der Europäischen Union über die Ermittlungen, die dank ständiger Kontrollen eingeleitet worden seien. «Null Toleranz» für derart «kriminelle Machenschaften» forderte die italienische Verbraucherschutzorganisation Coldiretti. Das Herkunftszeichen «Made in Italy» müsse um jeden Preis vor solchem Betrug geschützt werden.
Die römische Zeitung «La Repubblica» hatte den Fall am Freitag ins Rollen gebracht. Sie berichtete, dass eine kriminelle Bande um einen 46 Jahre alten Sizilianer vergammelten und schimmeligen Käse in Italien und Deutschland so aufbereitet habe, dass er als Frischeprodukt in Supermärkten angeboten wurde. Insgesamt sollen 11 000 Tonnen dieser auf neu getrimmten Milchprodukte in den Handel gelangt sein. Mit dem Recycling der mit Maus-Exkrementen und Würmern versetzten Käseabfälle, die höchstens noch zu Tierfutter verarbeitet werden sollten, hätten die Täter Millionen Euro verdient, schrieb «La Repubblica». (dpa)