Englisch? No way!
BERLIN - Der Bundesverkehrs-Minister hat fremd-sprachige Begriffe aus seinem Ministerium getilgt. Bei der Bahn läuft’s noch schleppend
Eigentlich sollte man meinen, dass der Bundesverkehrsminister in Zeiten von Bahn-Chaos, Streusalzknappheit und Schlagloch-Straßen genug Probleme hat. Doch der CSU-Politiker hat ein anderes Lieblingsthema: Die Abschaffung englischer Begriffe aus dem deutschen Sprachgebrauch. Seit einem Jahr laufe die Initiative bereits in seinem Ministerium, zog er jetzt im „Tagesspiegel“ Bilanz. Und lobte: Sie sei ein „Erfolg“, den er seinen Kabinettskollegen zur Nachahmung empfehle.
Ramsauers Mitarbeiter dürfen zum Beispiel seit einem Jahr nicht mehr „Laptop“ sagen, sondern „Klapprechner“. „Die Kampagne hat mir tausende Zuschriften und Anrufe aus der Bevölkerung eingebracht“, sagt der Verkehrsminister. „Und zwar mit 100 Prozent Zustimmung.“ Die Einsicht daraus sei für ihn als Politiker: „Dem Volk aufs Maul geschaut! Und schon weiß ich, was die Nöte, Sorgen und Probleme der Menschen sind. Und vor allen Dingen, was ich zu tun habe, um Abhilfe zu schaffen.“
Besonders im Blickfeld des Verkehrsministers ist die Sprachpolitik der Deutschen Bahn. Auch dort sollen übermäßig verwendete englische Begriffe zurückgefahren werden, eine entsprechende Initiative läuft seit Februar.
Viel zurückübersetzt wurde bisher aber nicht: Service Points heißen weiter Service Points, BahnCards sind BahnCards geblieben. „In vielen Fällen handelt es sich einfach um fest eingeführte Markenbegriffe“, sagt ein Bahn-Sprecher zur AZ. „Sie zu ändern, würde bedeuten, dass man die Kunden nur verwirrt.“ Außerdem dürfe man die vielen internationalen Kunden nicht vergessen, die gerade in den großen Ballungsräumen und an Flughafen-Bahnhöfen einsteigen. „Und drittens ist zum Beispiel der Begriff Service Point viel umfassender als die Übersetzung Informations-Punkt. Denn dort wird den Kunden ja mehr geboten als Information – eben auch Service.“ „Dienstleistungs-Punkt“ passt ja auch auf kein Schild.
„Wir gucken uns die Begriffe aber kritisch an und überlegen, wo ein deutsches Wort besser passt“, sagt der Bahn-Sprecher. In einem Fall hat die Bahn reagiert: „Call-a-Bike“ heißt jetzt „Mietfahrrad-Angebot der Bahn“.
Komischerweise hat gegen französische Wendungen hierzulande niemand etwas. Und auch Französisch hat Deutsch massiv beeinflusst: So kommen Worte wie „Kantine“, „Garage“, „Garderobe“, „Kostüm“, „Möbel“, „Parfüm“ und „Abonnement“ eigentlich aus dem Nachbarland. So ist das mit Sprache – sie wandelt sich, ob man will oder nicht. zo
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