England will Terrorverdächtige abschieben
Die britischen Terror-Ermittler haben nicht genügend Beweise, um die bei der jüngsten Antiterror-Aktion festgenommenen Männer anzuklagen. Jetzt muss sich die Polizei fragen, ob das überstürzte Vorgehen gerechtfertigt war.
Knapp zwei Wochen nach einer dramatischen Anti- Terror-Aktion in Nordwestengland sind neun Verdächtige ohne Anklage wieder entlassen worden. Die Männer seien nun in Gewahrsam der Immigrationsbehörde, teilte die Polizei in Manchester in der Nacht zu Mittwoch mit. Nach dem Willen der britischen Regierung sollen sie abgeschoben werden. Zwei weitere Männer bleiben vorerst unter Terrorverdacht in Haft. Die Entlassung wirft nun die Frage auf, ob Polizei und Regierung bei der Aktion vorschnell gehandelt und die Menschen unnötig in Terrorangst versetzt haben.
Nach einer Sicherheitspanne bei Scotland Yard waren kurz vor Ostern insgesamt zwölf Männer - elf davon aus Pakistan - in Manchester, Liverpool und Lancashire festgenommen worden. Ein Verdächtiger war bereits vor einer Woche ohne Anklage aus der Untersuchungshaft entlassen und der Immigrationsbehörde überstellt worden. Es war spekuliert worden, dass die Männer möglicherweise einen verheerenden Terroranschlag zu Ostern in Manchester geplant hatten. Die Aktion musste wegen der peinlichen Panne bei Scotland Yard vorgezogen werden. Damals hatte sich der oberste britische Terrorfahnder Bob Quick mit hochgeheimen Dokumenten von der Presse ablichten lassen, so dass die Papiere gut lesbar waren. Quick trat daraufhin zurück. Der Großteil der Männer war mit Studentenvisa in Großbritannien. Premierminister Gordon Brown hatte damals von einem «sehr großen» Terrorplan gesprochen.
Kritik an britischer Regierung
Das Muslim Council of Britain beschuldigte die Regierung eines «unehrenhaften Verhaltens». «Es gab ganz einfach keine Beweise, die solch einen «großen Terrorplan» untermauert hätten», sagte der Sprecher Inayat Bunglawala. Der Anwalt von drei der Männer erklärte, die Festnahmen seien eine «sehr ernsthafte Verletzung der Menschenrechte» gewesen. Er kämpfe dafür, dass seine Mandanten nicht abgeschoben würden. Sie hätten keine kriminelle Vorgeschichte und seien legal mit Visa in Großbritannien gewesen, um zu studieren oder Teilzeit zu arbeiten, sagte Mohammed Ayub. «Sie sind weder Extremisten noch Terroristen.» Die britische Regierung will die Männer im Alter zwischen 22 und 38 Jahren «aus Gründen der nationalen Sicherheit» abschieben. (dpa)
- Themen:
- Polizei