"Emma" wütet über Deutschland - Motorradfahrer stirbt in Weßling

Abgedeckte Häuser, blockierte Bahnverbindungen, unpassierbare Straßen, Tote, Verletzte und hoher Sachschaden: Noch stürmischer als im Vorjahr "Kyrill" hat Sturmtief "Emma" über Deutschland getobt. Auch in Bayern gibt es ein Todesopfer und Dutzende Verletzte.
Wütende „Emma“ über Deutschland: Während des Orkans sind am Samstag mindestens vier Menschen getötet und zahlreiche weitere verletzt worden. Überall waren Polizei und Feuerwehr im Dauereinsatz. Viele Gebäude und Autos wurden von umstürzenden Bäumen beschädigt, mehrere Bahnstrecken gesperrt. Auch Dutzende Flüge wurden abgesagt.
In Bayern wurde ein 22-Jähriger bei Weßling mit seinem Motorroller von einem Windstoß auf die Gegenfahrbahn gedrückt und prallte auf einen entgegenkommenden Pkw, wie die Polizei mitteilte. Er starb noch an der Unfallstelle. Allein im Freistaat wurden zwölf weitere Menschen bei Verkehrsunfällen verletzt.
In Hamburg gab es am Abend eine schwere Sturmflut, die aber zunächst wenig Schaden anrichtete. Der Deutsche Wetterdienst warnte vor weiteren Stürmen. Im Westerwald wurde ein 58-Jähriger im Auto von einem Baum erschlagen. Mindestens zwei weitere Menschen starben wegen unvermittelt herangewehten Kaltfront.
ICE rast gegen Baum
In Esslingen bei Stuttgart prallte beim Überholen auf eisglatter Fahrbahn ein 19-Jähriger auf einen entgegenkommenden Transporter. In Sachsen stießen zwei Autos bei Schneematsch zusammen, eine 68-jährige Frau starb, drei Menschen wurden schwer und ein weiterer leicht verletzt. Bei Brühl auf der Strecke Köln-Koblenz raste ein ICE gegen einen umgestürzten Baum. Der Zugführer wurde verletzt, die Strecke war stundenlang gesperrt.
In der Nacht zum Samstag hatte „Emma“ nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes mit bis zu 220 Stundenkilometern und teils schweren Gewittern über Deutschland gweütet. Zwar wurden im Lauf des Abends etliche Unwetterwarnungen aufgehoben. Endgültige Entwarnung soll es erst am Sonntagabend geben. Bis dahin sei vor allem in Süd- und Norddeutschland weiterhin mit Orkanböen zu rechnen. Die Spitzenwindgeschwindigkeit von „Emma“ übertraf nach Angaben des Wetterdienstes sogar die des Orkans „Kyrill“ im vergangenen Jahr. Damals starben 13 Menschen, etwa 50 Millionen Bäume stürzten um.
Windhose über Offenbach
Im hessischen Butzbach riss ein heftiger Hagelsturm am Samstag das Dach eines Flüchtlingsheims vom Gebäude. 30 Bewohner mussten evakuiert und in einer Turnhalle untergebracht werden. Das Wellblechdach war auf einer Länge von 75 Metern rund 20 Meter weit durch die Luft geschleudert worden. Über Offenbach bildete sich kurz eine Windhose.
Am Flughafen Düsseldorf riss der Sturm auf rund 250 Quadratmetern die Dachabdeckung eines Bürogebäudes herunter. An vielen Flughäfen kam es wegen des starken Windes zudem zu Ausfällen und Verspätungen: Allein in Frankfurt am Main wurden nach Angaben eines Fraport-Sprechers mehr als 70 Flüge abgesagt.
Störungen im Bahnverkehr
Auch bei der Bahn sorgte das Sturmtief im ganzen Bundesgebiet für Störungen. Am schwersten von Sperrungen betroffen waren Nordrhein-Westfalen, Hessen, Bayern, Sachsen und Thüringen. Das Unternehmen rief die Bevölkerung vorübergehend auf, auf Reisen mit der Bahn zu verzichten. Vor allem in Nordbayern standen fast alle Züge still. Über Störungen informiert die Bahn unter der Telefonnummer 08000-996633 sowie auf dem Internetportal bahn.de.
Der Hamburger Katastrophenschutz nahm die Sturmflut am Samstagabend gelassen. Die Lage sei nicht dramatisch, sagte ein Sprecher. Das Hochwasser stieg fünf Meter über normal und lag damit drei Meter über dem mittleren Hochwasser. Der Hafen sei gesperrt und etliche Autos abgeschleppt worden. Es handele sich um Routinemaßnahmen, sagte er.
Veranstaltungen abgesagt
Bundesweit wurden etliche Veranstaltungen wurden wegen des Sturms aus Sicherheitsgründen abgesagt, darunter das Fußball-Bundesligaspiel Energie Cottbus gegen VfB Stuttgart und der Damen-Slalom beim alpinen Ski-Weltcup im niederbayerischen Zwiesel. Die für Samstagabend in Halle an der Saale geplante Stadtwette von „Wetten, dass..?“ musste verlegt werden.
Das große Aufräumen
Bei der Deutschen Bahn sind auch in der Nacht zu Sonntag die Aufräumarbeiten nach dem Sturmtief „Emma“ fortgesetzt worden. Die Hauptstrecken in Bayern werden bis Sonntagmorgen daher wieder weitestgehend befahrbar sein, teilte die Bahn in München mit. Bereits bis Samstagabend konnte der Zugverkehr auf den meisten Strecken wieder aufgenommen werden. Vereinzelt werde es aber noch am Sonntag Verspätungen geben.