Elf Kinder tot, Pfizer verklagt
Angeblich Medikament ohne Erlaubnis an 200 Patienten getestet
NEW YORK Der weltgrößte Pharmakonzern Pfizer muss sich vor Gericht wegen des Todes von elf Kindern und gesundheitlichen Schäden zahlreicher weiterer Kinder verantworten. Nigerianische Familien lasten dem milliardenschweren Unternehmen an, ohne ihr Einverständnis das Antibiotikum Trovan an 200 Jungen und Mädchen ausprobiert zu haben.
Elf der Kinder starben laut Klageschrift, andere wurden demnach blind, taub oder erlitten Hirnschäden. Das Oberste Gericht der Vereinigten Staaten wies ohne weitere Begründung einen Einspruch von Pfizer ab. Das Unternehmen sieht die US-Justiz als nicht zuständig an und verneint jede Schuld. Pfizer stellt sich auf den Standpunkt, die Familien und die nigerianische Regierung seien über die Tests mit dem damals noch nicht zugelassenen Medikament informiert gewesen.
Die Geschehnisse liegen weit zurück im Jahr 1996. Damals hatte ein Ausbruch der Hirnhautentzündung in Nigeria Tausende Menschen getötet, vor allem die Jüngsten. Pfizer sagt, dass die mit Trovan behandelten Kinder eine höhere Überlebenschance gehabt hätten.
Trovan – einst einer der Verkaufsschlager von Pfizer – ist höchst umstritten. Das Antibiotikum darf heutzutage in den USA nur in Notfällen bei Erwachsenen angewendet werden, nachdem die Gesundheitsbehörde FDA schwere Leberschäden festgestellt hatte. In Europa ist es seit 1999 ganz verboten. Mit nigerianischen Behörden hat sich Pfizer bereits auf die Zahlung von 75 Millionen Dollar geeinigt, um Klagen beizulegen.
Vor Kurzem hatte Pfizer ein Leukämie-Medikament vom US-Markt zurückziehen müssen. Das Medikament Mylotarg war in den USA seit 2000 für ältere Patienten mit Knochenmarkkrebs zugelassen. Eine 2004 begonnene Studie sollte belegen, dass die Einnahme von Mylotarg in Verbindung mit einer Chemotherapie lebensverlängernd wirkt. Statt dessen starben aber mehr Patienten.
- Themen: