"El Chapo" in die USA ausgeliefert - packt er aus?

In den Vereinigten Staaten soll "El Chapo" nun der Prozess gemacht werden. Dem Chef des Sinaloa-Kartells werden Mord, Drogenhandel, organisierte Kriminalität und Geldwäsche vorgeworfen. Sollte er auspacken, könnte es für einige in Mexiko ungemütlich werden.
dpa/AZ |
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Nochmal soll er nicht entkommen: Polizisten eskortierten den mächtigsten Drogenboss der Welt über die Grenze.
ZUMA/dpa Nochmal soll er nicht entkommen: Polizisten eskortierten den mächtigsten Drogenboss der Welt über die Grenze.

In den Vereinigten Staaten soll "El Chapo" nun der Prozess gemacht werden. Dem Chef des Sinaloa-Kartells werden Mord, Drogenhandel, organisierte Kriminalität und Geldwäsche vorgeworfen. Sollte er auspacken, könnte es für einige in Mexiko ungemütlich werden.

Ciudad Juárez - Einen Tag vor dem Amtsantritt des neuen US-Präsidenten Donald Trump hat Mexiko den Drogenboss Joaquín "El Chapo" Guzmán an die Vereinigten Staaten ausgeliefert. Der frühere Anführer des Sinaloa-Kartell wurde am Donnerstag nach New York geflogen. Das US-Justizministerium dankte Mexiko für die Zusammenarbeit.

Trump hatte Mexikaner im Wahlkampf als Drogenhändler und Vergewaltiger beschimpft und will zum Schutz vor illegalen Einwanderern eine Mauer an der Grenze bauen. Experten werteten die Auslieferung von "El Chapo" kurz vor dem Regierungswechsel in Washington als vertrauensbildende Maßnahme.

"El Chapo" soll für Tausende Morde verantwortlich sein

Mexikanische Sicherheitskräfte hatten "El Chapo" zunächst von einem Hochsicherheitsgefängnis zum Flughafen von Ciudad Juárez an der Grenze zu den Vereinigten Staaten gebracht. Dort nahmen ihn Beamte der US-Antidrogenbehörde in Empfang. Schwer bewaffnete Soldaten sicherten die Überstellung. Auf einen Foto war "El Chapo" in khakifarbener Kleidung zu sehen, wie er von Militärs über das Flugfeld geführt wurde.

Zuvor hatte ein Gericht die von Guzmán eingelegten Rechtsmittel gegen seine Auslieferung abgelehnt. "Es ist offensichtlich, dass diese Entscheidung eine schwere Verletzung der Menschenrechte ist", sagte Guzmáns Anwalt José Refugio Rodríguez im Radiosender Fórmula. "Mit dieser Trophäe für den Präsident der USA hat die Regierung ihr Werk vollendet."

"El Chapo" ("Der Kurze") werden im US-Bundesstaat Texas Mord, Drogenhandel, organisierte Kriminalität und Geldwäsche zur Last gelegt. In Kalifornien wird ihm Drogenschmuggel vorgeworfen. Da in Texas bei Mord die Todesstrafe verhängt werden kann, mussten die US-Behörden Mexiko garantieren, dass Guzmán nach seiner Auslieferung und einem Schuldspruch nicht hingerichtet wird. Angesichts der schweren Vorwürfe droht ihm allerdings eine sehr lange Haftstrafe.

Zuletzt hatte Guzmán über seine Behandlung in dem Hochsicherheitsgefängnis von Ciudad Juárez geklagt. Seine Frau Emma Coronel sagte, die Justizvollzugsbeamten ließen ihren Mann nicht schlafen und isolierten ihn von anderen Gefangenen. Körperlich und psychisch gehe es ihm sehr schlecht.

Zwei Mal gelang ihm die Flucht aus dem Gefängnis

"El Chapo" galt einst als mächtigster Drogenboss der Welt und war zweimal aus mexikanischen Hochsicherheitsgefängnissen geflohen. 2001 setzte er sich in einem Wäschewagen aus der Haftanstalt Puente Grande ab. Im Februar 2014 wurde er in der Küstenstadt Mazatlán im Westen des Landes festgenommen.

Nach nur 17 Monaten in Haft floh er 2015 durch einen 1,5 Kilometer langen Tunnel aus dem Gefängnis Altiplano. Vor gut einem Jahr fassten Marineinfanteristen "El Chapo" in der Stadt Los Mochis im Westen des Landes. Im Mai 2016 stimmte die mexikanische Regierung seiner Auslieferung an die Vereinigten Staaten zu.

Das Sinaloa-Kartell gilt als die mächtigste kriminelle Organisation Mexikos und macht Milliardenumsätze. Guzmán soll persönlich für bis zu 3000 Morde verantwortlich sein. Die USA überschwemmte das Kartell mit Heroin und Kokain. Die Chicago Crime Commission erklärte Guzmán zum Staatsfeind Nummer 1. Diese Bezeichnung war zuvor nur für den US-Gangster Al Capone vergeben worden.

"El Chapo" hatte gedroht, im Falle seiner Auslieferung an die Vereinigten Staaten über seine Kontakte und Geschäfte auszupacken. Sollte er mit den US-Behörden im Gegenzug für Informationen einen Deal machen, könnte es für so manchen Politiker und Beamten in Mexiko ungemütlich werden.

Schon lange gibt es Gerüchte, dass die Regierung dem Sinaloa-Kartell bei seinen kriminellen Geschäften weitgehend freie Hand ließ. Die Idee dahinter war demnach, dass eine dominante Rolle des Verbrechersyndikats von "El Chapo" in der mexikanischen Unterwelt für Ruhe sorgen würde.

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