Einsturz-Unglück in Köln: Noch zwei Vermisste

"Es hat gerappelt wie nach einem Erdbeben": Mitten in Köln stürzt ein mehrstöckiges Gebäude ein. Mehrere Menschen sollen verschüttet sein. Die Anwohner sind geschockt.
von  Abendzeitung
Hier, an der Severinstraße in der Kölner Südstadt, stand einmal das historische Stadtarchiv. Ein benachbartes Wohnhaus und ein viergeschossiges Nachbarhaus mit einer Bäckerei stürzten ebenfalls ein.
Hier, an der Severinstraße in der Kölner Südstadt, stand einmal das historische Stadtarchiv. Ein benachbartes Wohnhaus und ein viergeschossiges Nachbarhaus mit einer Bäckerei stürzten ebenfalls ein. © dpa

KÖLN - "Es hat gerappelt wie nach einem Erdbeben": Mitten in Köln stürzt ein mehrstöckiges Gebäude ein. Mehrere Menschen sollen verschüttet sein. Die Anwohner sind geschockt.

Der Kiosk-Besitzerin Paraskevi Oustampadi steht der Schock im Gesicht: „Das war wie am 11. September“, sagt sie: „Die komplette Kreuzung war im Nebel“. Minuten zuvor war in der Nähe ihres Kiosks das historische Stadtarchiv von Köln zusammengestürzt. Ersten Berichten zufolge wurden mehr als 30 Menschen verschüttet. Ob es Tote gab, ist bis dato unklar. Bisher wurden nur einige Leichtverletzte versorgt. Zwei Männer werden noch vermisst. Die Überlebenschancen der beiden Bewohner von Dachgeschosswohnungen der Häuser, die sich neben dem vierstöckigen Haus des Stadtarchivs befanden und am Dienstag ebenfalls zusammengefallen waren, sind nach Angaben der Feuerwehr gering.

Die Staatsanwaltschaft Köln nahm unterdessen Ermittlungen gegen Unbekannt auf. Der durch den Gebäudeeinsturz entstandene Sachschaden ist immens. Über die Unglücksursache wurde am Mittwoch weiter spekuliert.

Das Unglücksgebiet liegt in der Severinstraße in der Kölner Südstadt. Das Stadtarchiv von Köln ist eines der ältesten in Deutschland. Von einer Urkunde aus dem Jahr 922 bis zum Nachlass des Schriftstellters Heinrich Böll lagern 65000 Dokumente und mehr als eine halbe Million Fotos in dem Gebäude aus dem Jahr 1971.

Über die Unglücksursachegibt es nur Spekulationen. Inder Severinstraße ist eine U- Bahnbaustelle. Dadurch hat sich vor einiger Zeit ein Kirchturm geneigt.

Mehrere parkende Autos wurden verschüttet

Unmittelbar vor dem Einsturz wurden die Menschen in dem Gebäude aufgefordert, das Haus zu verlassen. Ob es allerdings alle schafften, sich vor dem Einsturz in Sicherheit zu bringen, ist unklar. Das Gebäude stürzte auf einer Länge von 50 bis 70 Meter komplett ein, um die Einsturzstelle bildeten sich laut Augenzeugen tiefe Risse im Boden. Mehrere parkende Autos wurden verschüttet.

„Auf 50 Meter sind alle Häuser nacheinander runtergekommen, sagt Augenzeuge Günter Heimann: „Ich fuhr mit dem Auto vorbei, plötzloch fiel mein Navi von der Windschutzscheibe. Dann sah ich im Rückspiegel die riesige Staubwolke. Ich bin ausgestiegen und wollte helfen.“ Auf der Straße standen Bauarbeiter der nahen U-Bahn-Haltestelle: „Die hatten gerade ihre Pause begonnen und waren kreidebleich.“, sagt Heimann. „Es hat gerappelt wie nach einem Erdbeben“, sagt eine andere Augenzeugin. Im nahen Hotel Mercure wurde eine Sammelstelle für Verletzte und Geschockte eingereichtet.

Unter dem gesamten Gelände, darunter auch unter einem nahen Gymnasium wird an der U-Bahn gebaut. Das Schulgebäude soll aber nicht beschädigt sein.

Die Baustelle war mit Wasser vollgelaufen

Nach ersten Informationen ist die Decke der U-Bahnbaustelle eingestürzt. Die Baustelle soll voll Wasser gelaufen sein, Ob und wieviele Menschen in den Baugrube verschüttet sind, ist unklar. Die Kölner Rettungskräfte waren mit 180 Feuerwehrleuten und Sanitätern im Einsatz. Das Gelände um den Kölner Waidmarkt ist abgesperrt.

Die umliegenden Gebäude wurden geräumt, da nicht ausgeschlossen werden konnte, dass auch für sie Einsturzgefahr bestand. In dem Wohnhaus könne sich ein Ehepaar befunden haben, nach ihm werde nun mit Spürhunden gesucht. Die Mitarbeiter und Nutzer des Archivs hätten sich nach vorläufigen Erkenntnissen alle retten können, weil sich der Einsturz angekündigt habe, hieß es zuletzt.

Johannes Lieberer

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