Kommentar

Einsamkeit durch Social Distancing: Zeit, umzudenken

Nachrichtenredakteurin Lisa Marie Albrecht über Einsamkeit im Alter.
von  Lisa Marie Albrecht

Es ist erschütternd, wie viele Menschen seit Beginn des "Social Distancing" praktisch keinerlei Kontakte mehr haben. Und es sind besonders die älteren, die unter der mangelnden Nähe leiden. Dies muss bei der Abwägung von Präventionsmaßnahmen eine noch größere Rolle spielen - und darf, wie es etwa in vielen Pflegeheimen geschah, nicht zu einer Abschottung Älterer führen.

Dabei sollte man jedoch nicht vergessen: Auch bei fehlenden Sozialkontakten wirkt die Pandemie wie ein Brennglas für eine Entwicklung, die schon lange vorher begonnen hat. Die Zahl derer, die sich im Alter einsam fühlen, steigt seit Jahren. Weil sich traditionelle Familienmodelle auflösen. Weil die Miete besonders in Großstädten die magere Rente auffrisst, sodass soziale Teilhabe zur Geldfrage wird. Und auch, weil es unsere leistungsorientierte Gesellschaft trotz steigender Lebenserwartung bislang nicht schafft, ältere Menschen nicht als Belastung, sondern als Bereicherung wahrzunehmen - und neue Konzepte fehlen, um sie zu integrieren.

Es ist Zeit, hier endlich umzudenken.

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