Eine Senkrechtstarterin auf dem Gipfel ihrer Träume

Auf dem Gipfel ihrer Träume stieß Oh Eun-Sun in 8091 Metern Höhe die südkoreanische Flagge in den Schnee der Annapurna und lächelte in die Kamera: Als erste Bergsteigerin hat die 44-Jährige seit Dienstag alle 14 Achttausender erklommen.
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Oh Eun-Sun: das Bild zeigt sie im Jahr 2009 auf dem Weg zum Nanga Parbat
dpa Oh Eun-Sun: das Bild zeigt sie im Jahr 2009 auf dem Weg zum Nanga Parbat

KATHMANDU - Auf dem Gipfel ihrer Träume stieß Oh Eun-Sun in 8091 Metern Höhe die südkoreanische Flagge in den Schnee der Annapurna und lächelte in die Kamera: Als erste Bergsteigerin hat die 44-Jährige seit Dienstag alle 14 Achttausender erklommen.

Oh Eun-Sun trug sich damit wie Reinhold Messner 1986 in die Geschichtsbücher ein. Die Besteigung der Annapurna wurde in Südkorea live übertragen. „Ich bin so glücklich“, sagte Eun-Sun und grüßte ihre Eltern: `Mama und Papa, ich vermisse euch. Nun komme ich nach Hause. Für Eun-Sun ist das „Projekt 14“ abgeschlossen – was bleibt, ist die Leidenschaft für die Berge. „Ihnen zu begegnen ist wie die Begegnung mit einem Verlobten“, sagte Eun-Sun.

In den vergangenen Tagen gipfelte das Rennen in der Todeszone in einen Zweikampf zwischen Eun-Sun und der Spanierin Edurne Pasaban. Dabei musste Eun-Sun zum Abschluss ihrer Mission die Annapurna, den „tödlichsten Berg des Himalaya“, bewältigen.

Mehr als 60 Bergsteiger sind dort bereits ums Leben gekommen. Auf weniger als drei erfolgreiche Besteigungen kommt ein Todesfall. Zudem stand Eun-Sun unter Zeitdruck. Nur im April und Mai zwischen dem schneereichen Wintermonsun und den Unwettern des Sommermonsuns sind die Bedingungen passend.

Eun-Sun gilt als Senkrechtstarterin. Bis 2007 hatte sie zehn Jahre für die Besteigung von fünf Achttausendern benötigt. Ab Mai 2008 bezwang sie in 15 Monaten weitere acht der welthöchsten Gipfel.

Umstrittene Methoden

Wegen ihrer Methoden steht Eun-Sun aber auch in der Kritik. Kosten spielten keine Rolle, unterstützt wurde sie vom Staat. Sie ließ sich von Helfern Spuren ziehen und den Rucksack tragen. Mehrfach nutzte sie künstlichen Sauerstoff. Umstritten ist zudem das Erreichen des Kangchendzönga im Mai 2009. Als Beweis gibt es nur ein Foto einer vermummten Gestalt am Gipfel.

Die in Bühl lebende Österreicherin Gerlinde Kaltenbrummer, der selbst nur noch der K2 und der Mount Everest in ihrer „Sammlung“ fehlen, hatte das Rennen um die Krone der Bergsteigerinnen stark kritisiert: „Das Höhenbergsteigen ist viel zu gefährlich, um darin einen Wettstreit sehen zu wollen.“

Auch mit den Methoden von Eun-Sun war Kaltenbrunner ins Gericht gegangen: „Mit selbstverantwortlichem Bergsteigen hat das nichts zu tun. Ich möchte es zwar nicht als Doping bezeichnen, aber für mich ist Sauerstoff ein künstliches Hilfsmittel, das ich ablehne.“

Viel Geld mit Büchern und Vorträgen

Doch beim Kampf um die Krone der Bergsteigerinnen ging es nicht nur um Ruhm, sondern auch um viel Geld. Eun-Sun winken nun gut dotierte Sponsorenverträge. Auch mit Büchern und Vorträgen wird sie in Zukunft gut verdienen.

Kaltenbrunner lässt das kalt. Die Krankenschwester, die 2007 von einer Lawine verschüttet wurde und sich selbst befreien konnte, bereitet sich zurzeit mit ihrem Mann Ralf Dujmovits auf die Besteigung des Mount Everest vor. „Ralf sagt, wir haben den Everest gerade mal am Hintern gekitzelt“, schrieb Kaltenbrunner auf ihrer Homepage: „Immerhin schon was.“

Holger Luhmann, SID

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