Ein dickes Problem - Übergewicht als "Volkskrankheit"

Mehr als die Hälfte der Menschen sind übergewichtig – mit fatalen Folgen für die Gesundheit und die Volkswirtschaft. OECD verlangt Gegenmaßnahmen von der Politik
PARIS/BERLIN Schon die Wortwahl ist alarmierend: Die OECD spricht von einer „Volkskrankheit“ und einer „weltweiten Epidemie“: Gemeint ist die Ausbreitung der Fettleibigkeit (Adipositas). In den Mitgliedsländern der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ist nach einer gestern veröffentlichten Studie bereits jeder zweite Mensch übergewichtig, jeder sechste fettleibig. Deutschland ist repräsentativ: Hier tragen 51 Prozent der Erwachsenen (60 Prozent der Männer und 43 Prozent der Frauen) zu viel Fett mit sich herum.
Obwohl Ernährungsexperten seit vielen Jahren warnen, steigt die Zahl der Übergewichtigen kontinuierlich an – in Deutschland waren es noch 1999 „nur“ 56 Prozent Männer und 43 Prozent Frauen. Während unser Land einen Platz im Mittelfeld einnimmt, sind die USA nach wie vor einsamer Spitzenreiter (72 und 64 Prozent). Fast so viele Übergewichtige gibt es in Mexiko. Schlusslicht ist Japan.
Laut der OECD-Studie haben zwei Faktoren die Fettleibigkeit zu einer weltweiten Epidemie werden lassen: Ein wachsendes Nahrungsangebot mit sich ändernden Ernährungsgewohnheiten und allgemein stark nachlassende körperliche Betätigung.
Die Folgen sind fatal: Schwer fettleibige Menschen sterben etwa 8 bis 10 Jahre früher als Personen mit normalen Gewicht. Außerdem entwickeln sie mit höherer Wahrscheinlichkeit Krankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs. Die Gesundheitskosten bei einem Patienten mit Adipositas sind um mindestens ein Viertel höher als bei Normalgewichtigen.
Die OECD appellierte an Wirtschaft und Politik die Fettleibigkeit zu bekämpfen – mit wenigen Euro pro Kopf sei dies erfolgreich möglich. mh