Ein Computerwurm greift die Bundeswehr an

„Conficker“ infiziert hunderte von Militär-PC. Microsoft zahlt hohes „Kopfgeld“ für Ergreifung des Täters
BERLIN/WASHINGTON Er wütet seit Monaten – und niemand bekommt ihn in den Griff: Jetzt hat der Computerwurm „Conficker“ sogar die Bundeswehr angegriffen und hunderte von Computern verschiedener Dienststellen infiziert. Der Software-Konzern Microsoft bietet nun 250000 Dollar Kopfgeld für die Ergreifung des Autors des schädlichen Virus.
Nach Angaben des Verteidigungsministeriums begann die Viren-Attacke auf die Militärs schon am Donnerstag. Mehrere Dienststellen wurden vom Bundeswehr-Netzwerk abgetrennt, um eine weitere Ausbreitung des Wurmes zu verhindern.
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) ist zusammen mit einem Spezial-Team der Bundeswehr damit beschäftigt, die Schadsoftware zu entfernen und die Funktionsfähigkeit der Bundeswehr-Computer wieder voll herzustellen.
Erst am Donnerstag hatte die französische Marine eingeräumt, dass sie ihre Netzwerke im Januar wegen des Wurms zeitweilig deaktivieren musste: Ein Soldat hatte Conficker über einen USB-Stick eingeschleppt.
Conficker, der hauptsächlich Netzwerke befällt, war im Oktober 2008 zum ersten Mal aufgetaucht, aber erst im Januar 2009 richtig ernst genommen worden. Darüber, wie viele PC er befallen hat, gehen die Schätzungen auseinander: Manche sprechen von anfangs bis zu 50 Millionen. Zuletzt sei die Zahl auf rund fünf Millionen zurückgegangen. In den vergangenen Tagen wurden aber wieder verstärkte Aktivitäten des Conficker beobachtet.
Der Wurm nutzt Sicherheitslücken in Windows-Betriebssystemen aus oder versucht, schwache Passwörter zu knacken. Häufig ist auch die Verbreitung über infizierte USB-Sticks.
Die Belohnung, die Microsoft jetzt ausgesetzt hat, stammt aus dem seit 2003 betriebenen „Anti-Virus-Reward-Program“, das bisher schon mehrmals eingesetzt wurde – aber erst einmal mit Erfolg. 2004 ging den Fahndern der 19-jährige deutsche Sven J. ins Netz. Der hatte mit seinen Internetwürmern „Sasser“ und „Netsky“ einen Schaden von mehreren Millionen Euro angerichtet. Er wurde 2005 zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und neun Monaten verurteilt.
Solche Erfolge sind allerdings selten: Die Szene, und nur aus dieser kann ein entsprechender Hinweis kommen, hält normalerweise dicht. Sogar die 500000 Dollar die auf den „MyDoom“-Autor ausgeschrieben waren, führten zu keinem Erfolg.
Conficker könnte also noch eine ganze Weile wüten. mh