Ein Bayer statt Käßmann?

Nach dem Amtsverzicht von Margot Käßmann stellt sich eine Frage: Wer folgt der „Lichtgestalt“ als Ratsvorsitzender der EKD? Auch der Name von Landesbischof Johannes Friedrich wird genannt.
von  Abendzeitung
Margot Käßmann und Landesbischof Johannes Friedrich
Margot Käßmann und Landesbischof Johannes Friedrich © dpa

MÜNCHEN - Nach dem Amtsverzicht von Margot Käßmann stellt sich eine Frage: Wer folgt der „Lichtgestalt“ als Ratsvorsitzender der EKD? Auch der Name von Landesbischof Johannes Friedrich wird genannt.

Es klingt knallhart, aber es ist so: Margot Käßmann war gestern. Heute wird diskutiert, wer Nachfolger der beliebten Bischöfin als Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) werden könnte. Und in vielen Gesprächen fällt ein bayerischer Name: Landesbischof Johannes Friedrich (61).

Nachdem es nach ihrer Wahl vor vier Monaten keinen ernst zunehmenden Gegenkandidaten gegen Margot Käßmann gegeben hatte, gibt es im Moment in der evangelischen Kirche keinen, der als zwingender „Top-Favorit“ einzuschätzen wäre. Mit der Nachfolgefrage wird sich auch die Ratssitzung am Wochenende in Tutzing befassen. Die Synode tritt im November zusammen, um den neuen Ratsvorsitzenden zu wählen.

Natürlich könnte das auch Nikolaus Schneider (sie „Kopf des Tages“, S. 2) sein, der ehemalige Stellvertreter Käßmanns, der jetzt das Amt kommissarisch übernommen hat. Er gilt Insidern als „freundlich und kompetent“, auch der Tradition der Bischöfin verhaftet. Er hat allerdings einen Makel: Er ist kein „Lutheraner“, sondern, als Mitglied der Evangelischen Kirche des Rheinlands, ein „Reformierter“. Für den Laien lassen sich die beiden Strömungen kaum unterscheiden: Die Lutheraner berufen sich in ihrer Theologie auf Martin Luther, die Reformierten eher auf die Reformer Zwingli und Calvin. Augenfälligste Unterscheidung: bei den Reformierten sind die Kirchen nüchtern sachlich, also ohne Altäre, Kruzifixe oder Wandmalereien.

Der Ruf nach einem Lutheraner ist groß. Günther Beckstein, CSU-Politiker und Vize-Präses der EKD-Synode: „Ich plädiere dafür, wieder einen profilierten Vertreter der lutheranischen Theologie an die Spitze zu stellen, wie es Margot Käßmann war.“ Das träfe auf Johannes Friedrich zu.

Auch eine hochrangiger Kirchenvertreter, der nicht genannt werden will, sagt auf Anfrage der AZ: „Friedrich ist zwar nicht der strahlende Superstar wie Frau Käßmann, aber er hat mit seiner ruhigen und verlässlichen Art viele Sympathien.“

Und wie schaut die Zukunft für Margot Käßmann aus: „Sie kommt wieder“, ist sich der Insider sicher. Nicht so schnell als Bischöfin, aber in anderer leitender Funktion in einer Landeskirche, zum Beispiel in der Diakonie. Ob Käßmann denn auch als Bundespräsidentin tauge, verneint eine andere Insiderin: „Ich fände es total prima, aber dafür ist sie zu profiliert, zu emotional und zu leidenschaftlich.“ Michael Heinrich

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