Eigene Kinder als Taschendiebe ins Ausland geschickt

Die Eltern sollen ihre beiden minderjährigen Söhne zum Stehlen ins Ausland geschickt haben: Im bislang größten Verfahren in Europa gegen organisierten Taschendiebstahl hat in Berlin der dritte Prozess gegen mutmaßliche Drahtzieher begonnen.
dpa |
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Berlin - Der dritte Prozess des bislang größten Verfahrens in Europa gegen die mutmaßlichen Drahtzieher von organisiertem Taschendiebstahl hat in Berlin begonnen. Eltern sollen ihre Söhne, die beide noch minderjährig sind, zum Stehlen ins Ausland geschickt haben. Die 37 und 35 Jahren alten Angeklagten aus Rumänien sollen ihre eigenen Kinder und weitere junge Diebe instruiert und überwacht haben. Die Verteidiger erklärten heute zu Prozessbeginn vor dem Landgericht, ihre Mandanten würden sich zunächst nicht zu den Vorwürfen äußern.

Die Eltern, die zur Volksgruppe der Roma gehören und aus der ostrumänischen Stadt Iasi stammen, müssen sich wegen banden- und gewerbsmäßigen Diebstahls verantworten. Sie hätten von ihrer Heimat aus ihre damals 12- und 16-jährigen Kinder "täglich telefonisch durch Drohungen und ständiges Auffordern" zu Diebstählen angehalten, heißt es in der Anklage. Die Eltern hätten die vor allem auf Rolltreppen erbeuteten Gelder kontrolliert und für deren Transfer nach Rumänien gesorgt. 34 Diebstähle in der Zeit von September 2013 bis März 2014 werden den Eltern zur Last gelegt, darunter mehrere versuchte Taten.

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Ein starker Anstieg von Taschendiebstählen in Berlin war im Jahr 2013 Auslöser des europaweit geführten Verfahrens. 79 Verdächtige, die zu drei in der Stadt Iasi lebenden Großfamilien gehören sollen, wurden ermittelt - darunter sieben mutmaßliche Drahtzieher sowie insgesamt 54 zumeist Minderjährige, die in Diebstahlsteams in Berlin aktiv geworden sein sollen.  

Ein Pilotprozess gegen Hintermänner hatte nach Geständnissen im Juni 2016 zur Verurteilung von drei Angeklagten - ein Paar und sein Sohn aus Iasi - geführt. Sie erhielten Strafen bis zu dreieinhalb Jahren Haft. Rund einen Monat später gab es gegen ein weiteres Elternpaar aus Iasi wegen schweren Bandendiebstahls Haftstrafen von 23 Monaten beziehungsweise zwei Jahren und elf Monaten.

Die jetzigen Angeklagten wurden im April 2016 in ihrer Heimat verhaftet und etwa einen Monat später nach Deutschland überstellt. Das Gericht kündigte nun einen sogenannten Verständigungsvorschlag für einen der nächsten Verhandlungstage an. Die Staatsanwaltschaft hatte vor Beginn des Prozesses im Falle von Geständnissen für den 37-Jährigen eine Strafe von etwa vier Jahren Haft und für seine Frau von drei Jahren ins Gespräch gebracht. Die Verhandlung wird am 15. November fortgesetzt.

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