Ehepaar Brauchitsch wählt den „Exit“

Nach dem Freitod des ehemals mächtigsten Managers und seiner Frau kritisieren Experten die Sterbehilfe-Praxis in der Schweiz. Beerdigung am findet am 22. September in Berlin statt.
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Beging Selbstmord: Eberhard von Brauchitsch.
dpa Beging Selbstmord: Eberhard von Brauchitsch.

Nach dem Freitod des ehemals mächtigsten Managers und seiner Frau kritisieren Experten die Sterbehilfe-Praxis in der Schweiz. Beerdigung am findet am 22. September in Berlin statt.

BERLIN Tochter Bettina hat es jetzt offiziell bestätigt: Ihre Eltern Helga und Eberhard von Brauchitsch sind in der Schweiz freiwillig aus dem Leben geschieden. Sie hätten das wegen ihres schlechten Gesundheitszustandes in Erwägung gezogen „und dann zum für sie geeigneten Zeitpunkt diesen Schritt getan“ sagte Brauchitsch dem „Focus“. Angeblich hatten sie für ihren Suizid die Hilfe der Schweizer Sterbehillfe-Organisation Exit in Anspruch genommen. Deren generelle Vorgehensweise wurde von der Deutschen Hospiz Stiftung scharf kritisiert.

Bettina von Brauchitsch bestätigte auch, dass ihre Mutter an stark fortgeschrittenem Parkinson gelitten habe, ihr Vater an einem Emphysem, einer Überblähung der Lunge.

„Meine Eltern kannten sich 70 Jahre“, sagte Brauchitsch und fügte hinzu: „Sie waren fast 60 Jahre verheiratet, haben ihren Lebensweg mit allen Höhen und Tiefen gemeinsam verlebt und somit für sich entschieden, auch den letzten Weg gemeinsam zu gehen." Das Ehepaar ist am Dienstag vergangener Woche im Alter von 83 Jahren in Zürich gestorben.

Eberhard von Brauchitsch, der frühere Vertraute des Großindustriellen Friedrich Karl Flick, war die Schlüsselfigur in der so genannten Flick-Spendenaffäre und wurde infolge der Affäre wegen Steuerhinterziehung verurteilt. Er galt in den 70er und 80er Jahren als einer der einflussreichsten Manager Deutschlands.

In den 80er Jahren wurden verdeckte Spenden des Flick-Konzerns an Politiker und Parteien bekannt. Der Konzern erhoffte sich im Gegenzug für die Geldzuwendungen von der Bundesregierung eine Steuerbefreiung in Millionenhöhe im Zusammenhang mit einem milliardenschweren Aktiengeschäft. Brauchitsch war bei Flick für die Lobby-Arbeit zuständig, die Geldgeschenke an die Politik nannte er „Landschaftspflege“.

Die Flick-Affäre erschütterte seinerzeit die Glaubwürdigkeit der deutschen Politik insgesamt, weil der Verdacht der Bestechung und Bestechlichkeit nicht ausgeräumt werden konnte, auch wenn die Beschuldigten deswegen vor Gericht nicht verurteilt wurden.

Die Sterbehilfeorganisation Exit bestätigte am Wochenende die Berichte nicht, nach denen die Brauchitsch’ ihre Dienste in Anspruch genommen hätten. Der Verein betreut nur Personen mit einem Erst- oder Zweitwohnsitz in der Schweiz, wo Sterbehilfe erlaubt ist.

Trotzdem kritisierte die Deutsche Hospiz Stiftung gestern die Praktiken der Sternehilfeorganisationen wie Exit oder der auch bei uns bekannteren Dignitas.

Verbandsvorstand Eugen Brysch rügte: „Der Wettbewerb Schweizer Suizidorganisationen um Auflagenstärke und Einschaltquoten ist unerträglich.“ So versuchten die Tötungshelfer, durch Prominente eine Öffentlichkeit herzustellen.

Die Schweiz sei nicht in der Lage, „dieser medialen Eskalation ein Ende zu bereiten“. Gehe es den Sterbehelfern doch darum, neue „Kunden“ zu werben. Brysch betonte, eine solche Tötungsbegleitung sei keine Fortführung der menschenwürdigen Sterbebegleitung. Die Folgen seien schwerwiegend. So sei bekannt, dass Suizide neue Suizide nach sich zögen.

Brysch forderte Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) auf, derlei Praktiken strafrechtlich zu ahnden.

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