Ebola: Ausgangssperre in Sierra Leone gestartet

In Sierra Leone hat eine dreitägige Ausgangssperre zur Eindämmung der Ebola-Epidemie begonnen.
von  dpa

In Sierra Leone hat eine dreitägige Ausgangssperre zur Eindämmung der Ebola-Epidemie begonnen. Bis zum Sonntag sollen mehr als 20 000 Gesundheitsarbeiter von Haus zu Haus gehen, um die Bevölkerung über das Virus aufzuklären und mögliche Ebola-Kranke ausfindig zu machen.

Freetown - Die Behörden des westafrikanischen Landes wollen so eine weitere Ausbreitung der Seuche verhindern. "Wir müssen die Bewegungsfreiheit für alle Bürger einschränken, um direkten Körperkontakt zu vermeiden", sagte Regierungssprecher Abdulai Baratay der Nachrichtenagentur dpa.

Präsident Ernest Bai Koroma wandte sich in einer Fernseh- und radioansprache an das Volk, um die Maßnahme zu erklären. Augenzeugen berichteten, dass die Straßen der Hauptstadt Freetown seit Freitagmorgen völlig leer seien. Sicherheitsbeamte kontrollierten die Einhaltung der Anordnung.

Eine Beobachterin des britischen Senders BBC berichtete, dass es in den vergangenen Tagen zu Hamsterkäufen gekommen sei. Die Menschen deckten sich demnach vor allem mit Lebensmitteln und Benzin für Stromgeneratoren ein.

Die freiwilligen Helfer sind in Vierer-Teams unterwegs, um den rund sechs Millionen Einwohnern des Landes Vorbeugemaßnahmen zu erklären und insgesamt 1,5 Millionen Stück Seife zu verteilen. Die Ausgangssperre sei vor allem als erzieherische Maßnahme gedacht, hatte der Chef der Notfallbehörde (EOC), Steven Gaojia, im Vorfeld betont.

Experten stehen dem Schritt kritisch gegenüber. Es bedürfe Helfer mit viel Erfahrung, um bei einem solchen Tür-zu-Tür-Screening Menschen mit Ebola-Symptomen auszumachen, hatte die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) bereits vor Tagen mitgeteilt. Zudem gebe es nicht genug Ebola-Zentren, um eventuelle neue Patienten aufzunehmen. Ohne Platz zur Untersuchung und Behandlung von Verdachtsfällen habe das ganze Vorhaben keinen Sinn.

Die Seuche hat in Guinea, Liberia, Sierra Leone und Nigeria bereits über 2600 Menschen getötet, über 5300 Patienten sind registriert. Das Virus wird durch den Kontakt mit Körperflüssigkeiten übertragen.

Am Donnerstagabend war bekannt geworden, dass aufgebrachte Dorfbewohner im Südosten Guineas sechs Regierungsvertreter und Journalisten getötet haben. Die Delegation war im Rahmen einer Ebola-Aufklärungskampagne in der Region um Womey unterwegs, um die Menschen über die Gefahren des Virus zu informieren. Die Hintergründe der Tat waren zunächst unklar.

In vielen Teilen Westafrikas glaubt die Bevölkerung nach wie vor nicht an die Existenz der Seuche. Vor allem Ärzten und Gesundheitsbehörden stehen die Bürger skeptisch gegenüber, weil sie lieber auf traditionelle Heiler vertrauen. Bereits im August hatten Bewohner eines Armenviertels in Liberia ein Krankenhaus gestürmt und mindestens 17 Ebola-Patienten zur Flucht aus einer Isolierstation verholfen.

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