Duisburger Mafia-Morde vor Aufklärung
Sechs Menschen starben in einem Mafia-Krieg in Duisburg vor zwei Jahren. In den Niederlanden hat die Polizei nun den Hauptverdächtigen gestellt. Zugleich wurde eine große Menge Bargeld gefunden.
Mehr als anderthalb Jahre nach den Mafia-Morden in einer Duisburger Pizzeria ist der mutmaßliche Haupttäter zusammen mit einem Schwager am späten Donnerstagabend in den Niederlanden festgenommen worden. «Sie haben nicht mit uns gerechnet», berichtete der Chef des Mobilen Einsatzkommandos von Reggio Calabria, Renato Cortese, am Freitag nach der Festnahme Strangios durch eine internationale Ermittlergruppe.
Die beiden wollten sich gerade schlafen legen, als sie von den Ermittlern in einem dreistöckigen Haus wenige Kilometer vom historischen Zentrum in Amsterdam entfernt festgenommen wurden. Insgesamt seien bei dem Zugriff vier Personen verhaftet worden. In der Wohnung hätten sich zahlreiche gefälschte Papiere, über eine Million Euro Bargeld und eine Schusswaffe befunden. Die intensive Zusammenarbeit mit der deutschen und der niederländischen Polizei sei wesentlich für die Festnahme in Amsterdam gewesen, sagte Cortese. «Sie führten dort ein absolut normales Leben, mischten sich unter die Leute und tarnten sich dabei oftmals mit Hüten und mit Brillen.»
Flucht nach Gent
Hintergrund der blutigen Mafia-Fehde ist ein seit Jahren tobender Machtkampf zwischen den beiden Familienclans Nirta-Strangio und Pelle-Vottari, der in Kalabrien bereits mehrere Menschenleben gekostet hat. Nach den tödlichen Schüssen in Duisburg gelang den Schützen zunächst die Flucht nach Gent in Belgien, wo sie einen gemieteten Wagen stehenließen und untertauchten. Im vergangenen November fassten die Ermittler schließlich den seit mehr als zehn Jahren gesuchten Mafia-Boss Giuseppe Nirta - ebenfalls in Amsterdam. Nach seinem Schwager Strangio, der im rheinischen Kaarst zwei Pizzerien geleitet hatte, wurde monatelang international gefahndet. Die 'Ndrangheta ist vor allem in Kalabrien aktiv. Sie gilt inzwischen als mächtiger als die sizilianische Mafia. Ihre wichtigsten Ertragsquellen sind der Drogen- und Waffenhandel, Geldwäsche und Erpressungen; ihr Jahresumsatz wird auf mehr als 22 Milliarden Euro geschätzt. Sie besteht aus 50 bis 200 Clans mit insgesamt 6000 bis 7000 Mitgliedern. (dpa/AP)