Drittes Baby in Mainzer Klinik gestorben
MAINZ - Am Montagabend starb das Kind: Der Säugling hatte ebenfalls die schmutzige Nährlösung bekommen. Jetzt schaltet sich auch die Politik ein – und fordert bundesweite Regeln für die Hygiene in Krankenhäusern.
Der Mainzer Klinik-Skandal hat ein weiteres Opfer gefordert: Ein drittes Baby starb am Montagabend, nachdem es eine verunreinigte Infusion bekommen hatte.
Nach Angaben der Klink handelt es sich bei dem neuen Todesopfer um ein Frühgeborenes, das in der 24. Schwangerschaftswoche auf die Welt kam und bereits durch seine körperliche Unreife als extrem gefährdet galt. Klinikchef Norbert Pfeiffer äußerte sich bestürzt. „Dieser weitere Todesfall löst bei allen Beteiligten große Trauer und Betroffenheit aus. In Gedanken sind wir bei den Eltern und Angehörigen des Kindes.“
Der tote Säugling wurde für weitere Untersuchungen zur genauen Todesursache in die Gerichtsmedizin gebracht, die Leichenschau sollte im Laufe des Dienstags stattfinden.
Bereits am Wochenende starben zwei Säuglinge auf der Intensivstation des Klinikums, die ebenfalls mit Darmbakterien verunreinigte Nährlösung bekommen hatten. Ob diese Keime den Tod verursachten, ist noch unklar. Insgesamt erhielten elf Kinder die belastete Flüssignahrung. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen fahrlässiger Tötung und Körperverletzung.
Der Mainzer Skandal hat auch die Politik aufgeschreckt: Laut der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ plant die Koalition neue Hygiene-Regeln für die deutschen Krankenhäuser. FDP-Bundestagsfraktionsvize Ulrike Flach sagte: „Wir haben auf dem Gebiet der Krankenhaus-Hygiene ein großes Problem, auf das der Gesetzgeber dringend reagieren muss.“
Bis zu 600000 Menschen würden sich in deutschen Kliniken jährlich mit Krankheitserregern infizieren. „Bis zu 40000 Patienten sterben jedes Jahr an diesen Infektionen.“ Flach kritisierte, die Länder hätten bisher bis auf wenige Ausnahmen keine Hygiene-Verordnungen für Krankenhäuser erlassen.
Ähnlich äußerte sich der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Jens Spahn: „Es ist höchst unbefriedigend, dass trotz lange bekannter Defizite bei der Hygiene in Krankenhäusern bisher wenig passiert ist.“ Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler verwies darauf, dass Maßnahmen und Kontrollen der Krankenhaushygiene Sache der Bundesländer seien. Deshalb wolle er die Initiative ergreifen und das Thema bei der Gesundheitsministerkonferenz zur Sprache bringen. cl