Dortmund: Streit um den Straßenstrich
Dortmund – Keine leicht bekleideten Damen, die ihre Dienste anbieten: Vier Jahre herrschte Ruhe um den Dortmunder Straßenstrich. Jetzt kocht das schlüpfrige Thema wieder hoch. Das Oberverwaltungsgericht in Münster will am Dienstag entscheiden, ob Prostituierte in Dortmund auf der Straße anschaffen dürfen.
Vor allem geht es darum, ob der alte Straßenstrich in der Ravensberger Straße in der Nordstadt wieder geöffnet werden muss.
Die Stadt Dortmund will bei diesem Berufungsverfahren auf ganzer Linie gewinnen: Der Straßenstrich soll verboten bleiben.
Warum Dortmund den Straßenstrich verboten hat: Damals hatte der massenhafte Zuzug von neuen EU-Bürgern aus Bulgarien und Rumänien das Revier geradezu explodieren lassen. Hunderte Frauen tummelten sich auf der Straße.
In der Nordstadt waren aufreizend leicht bekleidete Frauen auf ihrem Weg zur Arbeit kein seltener Anblick – auch für Kinder. Das störte die Stadt massiv.
Als sich die Zahl der Prostituierte verdoppelte und verdreifachte, zog die Verwaltung 2011 die Bremse und machte Schluss mit der Jugendgefährdung: Dortmund verbot die Straßenprostitution im gesamten Stadtgebiet. Eine Straßenstrich-Task-Force durchstreift bis heute die Nordstadt.
Zig Frauen sind bereits in andere Städte weitergezogen
Doch die Prostituierte Dany hat ein Recht auf den Straßenstrich: Mit dem Totalverbot des Straßenstrichs in Dortmund hatte Oberbürgermeister Ullrich Sierau (SPD) allerdings die Rechnung ohne die Prostituierte Dany K. gemacht. Sie klagte am Verwaltungsgericht Gelsenkirchen ihren Arbeitsplatz ein, der schließlich ihr Lebensunterhalt ist – und bekam vor zwei Jahren teilweise Recht.
Das Urteil der Richter: Der Strich in der Ravensberger Straße und Umgebung blieb zwar geschlossen. Und auch im weiten Innenstadtbereich dürfen die gewerblichen Frauen nicht öffentlich mit ihrer Gunst werben. Aber für die Außenbereiche der Stadt hoben die Richter das Straßenverbot auf. Sie gaben den Hinweis, die Stadt solle einen neuen Straßenstrich in den Vororten suchen.
Dann könne der Rest der Stadt möglicherweise zum Sperrgebiet erklärt werden. Mit dieser Möglichkeit haben sich die Stadtväter aber erst gar nicht befasst, so Stadtsprecher Hans-Joachim Skupsch.
Die Auswirkungen des Verbots: Das Verbot hat sich aber schon bemerkbar gemacht. Reihenweise zogen Prostituierte aus Südosteuropa – manchmal Mütter, die für Geld sorgen mussten – in andere Städte wie Duisburg ab.
Auf den Dortmunder Nordstadt-Straßen sind aber immer noch 20 bis 30 hartnäckige Frauen unterwegs, die illegal um Freier buhlen. Angebahnt wird meist im Schutz von Kneipen.
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