Digitaler Nachlass: Das passiert mit Online-Leben nach dem Tod

Was passiert mit dem persönlichen digitalen Fußabdruck, wenn jemand stirbt? Jeder vierte Deutsche wünscht sich, dass die Spuren im Netz verschwinden.
von  Leonie Fuchs
Wenn Daten auf dem Computer verloren gehen, kann es richtig gefährlich werden.
Wenn Daten auf dem Computer verloren gehen, kann es richtig gefährlich werden. © picture alliance/dpa/impulsQ GmbH

Ein nach oben gestreckter Daumen auf Facebook ist schnell gedrückt, ein Twitter-Tweet gleich geschrieben, ebenso eine kurze E-Mail. Im digitalen Zeitalter sind viele Menschen auf vielfältige Weise online sichtbar: Sei es über einen Account in den Sozialen Medien, die Google-Suchhistorie, den Cloudspeicher, das Online-Banking-Konto oder das Amazon-Profil. Doch was passiert mit diesem digitalen Fußabdruck nach dem Tod?

Digitaler Fußabdruck ist unsterblich

Das Unternehmen Kaspersky, das spezialisiert auf Cybersicherheit und digitale Privatsphäre ist, hat sich mit diesem Thema beschäftigt. In einer Studie wurden 8500 Menschen ab 16 Jahren in elf Ländern gefragt, was sie über ihre digitale Präsenz denken. Ein Ergebnis: Jeder vierte Deutsche möchte, dass sein digitaler Fußabdruck nach dem Tod dauerhaft verschwindet.

Wie soll digitales Erbe verwaltet werden?

Die Ergebnisse der Studie verdeutlichten "die wachsende Bedeutung von Privatsphäre und dem Recht auf Vergessenwerden eines jeden Nutzers im Internet", so das Unternehmen.

Doch wie soll das digitale Vermächtnis im Falle des Todes genau verwaltet werden? Nicht einmal jeder Fünfte (18 Prozent) beabsichtigt, den Zugang zur eigenen Online-Präsenz im Testament zu hinterlegen. Weitere 18 Prozent würden ihren gesamten Online-Nachlass gerne archiviert sehen, allerdings ohne die Möglichkeit eines Zugriffs durch andere, so Kaspersky laut Mitteilung. 20 Prozent der Studienteilnehmer sind besorgt über dieses Risiko.

Fast ein Drittel (31 Prozent) aller Befragten hat über das Thema Online-Erbe bislang noch nicht nachgedacht. Das gilt insbesondere für die befragten Frauen (35 Prozent; Männer: 26 Prozent). Etwa einem Viertel ist es egal, was mit ihrem gesamten digitalen Nachlass passieren wird. 27 Prozent sagen das in Hinblick auf ihre Accounts bei Sozialen Medien.

Flächendeckende Unwissenheit 

Mehr als jeder Vierte weiß nicht, was nach dem Tod eines Verstorbenen mit dessen Profilen in den Sozialen Medien (29 Prozent) beziehungsweise dem kompletten Online-Nachlass (28 Prozent) passiert. Im Gegensatz zu denjenigen, die ihre Online-Präsenz im Testament hinterlegen möchten, hätten 34 Prozent dabei kein gutes Gefühl.

"Unsere Studie zeigt, dass sich ein Viertel bis ein Drittel der Umfrageteilnehmer in Deutschland bei den Fragen rund um den digitalen Nachlass bislang noch unsicher ist", so Waldemar Bergstreiser, Head of B2B Germany bei Kaspersky. Doch da dieser auch nach unserem Ableben bestehen bleibe, sollte die Wahrung der Privatsphäre und Datensicherheit im Jetzt oberste Priorität haben. Es gelte: "Weniger ist mehr".

Wie kann man sicher online surfen?

Es sei schwierig, Daten, die einmal ins Netz gelangt sind, wieder zu löschen - darauf weist der Verein Deutschland sicher im Netz (DsiN). Der Verein bietet deshalb mit seinem "Digital-Kompass" (www.sicher-im-netz.de/digital-kompass-kompakt) speziell für ältere Menschen kostenlose Informationen und Workshops an, um online sicherer unterwegs zu sein.

Tipps für den Online-Nachlass

Nutzer sollten bereits zu Lebzeiten ihren digitalen Nachlass regeln, empfehlen die Experten von Kaspersky. Einige Tipps des Unternehmens:

l Die Zugangsdaten zu E-Mail-Konten und allen genutzten Internet-Diensten sollten handschriftlich im Testament hinterlegt sein. Dort kann auch angegeben werden, welche Personen nach dem Tod darauf zugreifen können.

l Im Rahmen der Vorsorgevollmacht kann auch genau bestimmt werden, auf welche Daten die Angehörigen beziehungsweise Erben zugreifen dürfen und was damit geschehen soll. So kann auch festgehalten werden, welche kostenpflichtigen Abos und Dienste nach dem Tod zu kündigen sind.

Doch kann bereits zu Lebzeiten festgelegt werden, dass nach einer bestimmten Zeit der Inaktivität das Konto automatisch gelöscht wird, oder wer im Todesfall benachrichtigt wird und Zugriff erhalten soll. Facebook etwa ermöglicht Nutzern, einen Nachlasskontakt zu bestimmen.

Um das digitale Erbe können sich auch professionelle digitale Nachlassverwalter kümmern. Doch müsse dabei bedacht werden, dass diese damit Zugriff auf sehr persönliche Daten erhalten, so Kaspersky.

Worauf können Nutzer bereits zu Lebzeiten achten?

Generell sollten Verbraucher sich sorgfältig überlegen, was sie liken, posten und teilen, so das Unternehmen in der Studie. Auch können die Google Aktivitätseinstellungen genutzt, ebenso wie die Privatsphäreeinstellungen in den Sozialen Medien angepasst werden, um zu verhindern, dass private Daten in Google-Ergebnislisten auftauchen.

Sicherheits- und Privacy-Einstellungen sollten bei Facebook, Twitter, Instagram und Co. sowie im Internet-Browser regelmäßig kontrolliert und nur das Nötigste erlaubt werden. Auch die Einstellungen von Apps und anderen Online-Ressourcen sollten stets überprüft werden. Und sobald sie nicht mehr verwendet werden: löschen!

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