Die Warn-Ampel für Lebensmittel kommt

Damit Verbraucher künftig schneller wissen, ob ein Lebensmittel gesund ist, gibt es bald eine Warn-Ampel.
von  Lea Kramer
Welches Produkt ist gesünder? Der neue Nutri-Score soll die Entscheidung erleichtern.
Welches Produkt ist gesünder? Der neue Nutri-Score soll die Entscheidung erleichtern. © Jair Cabrera/dpa

München - Zucker, Fett oder gesättigte Fettsäuren: Wie viel steckt in Müsli oder Fischstäbchen? Verbraucher sollen künftig beim Einkaufen leichter erkennen können, was in einem Lebensmittel drin ist und wie sich das auf die Gesundheit auswirkt. Eine auf der Verpackung aufgedruckte Ampel macht's möglich.

Der (freiwilligen) Einführung des sogenannten Nutri-Scores hat der Bundesrat am Freitag zugestimmt. Eine entsprechende Verordnung, die den rechtlichen Rahmen für die Hersteller schafft, soll voraussichtlich Anfang November in Kraft treten. Durch die Farbkennzeichnungen auf der Vorderseite von Fertigprodukten sollen Verbraucher besser einschätzen können, welche Bestandteile in den Nahrungsmitteln enthalten sind und sie so leichter miteinander vergleichen können.

Das aus Frankreich stammende System bezieht neben Zucker, Fett und Salz auch empfehlenswerte Bestandteile wie Ballaststoffe in eine Gesamtbewertung ein und gibt dann einen einzigen Wert an - innerhalb einer fünfstufigen Skala von "A" auf dunkelgrünem Feld für die günstigste Bilanz bis zum roten "E" für die ungünstigste (siehe Kasten).

Einfaches Modell - mit ein paar Tücken

"Mit dem Ampelsystem lassen sich die größten Fettfallen und Zuckerbomben ganz einfach erkennen", schreibt die Verbraucherzentrale Bayern. Erste Produkte mit der Ernährungsampel werden auch in Deutschland schon verkauft.

Die neue Kennzeichnung ist kein Ersatz für die Nährwert-Tabellen und die Zutatenlisten auf den Rückseiten der Verpackungen. Vielmehr soll sie eine Ergänzung sein, um sich einen Gesamtüberblick über ein Produkt zu verschaffen.

Ähnliche Produkte von unterschiedlichen Marken, zum Beispiel Fruchtjoghurt, lassen sich unkomplizierter miteinander vergleichen - so die Hoffnung von Politikern.

Foodwatch kritisiert freiwillige Ampel

Denn an dem System gibt es auch Kritik. Die Verbraucherorganisation Foodwatch hält vor allem die freiwillige Einführung der Lebensmittel-Ampel für unzureichend. "Echte Orientierung im Supermarkt bietet nur eine verpflichtende Nährwertkennzeichnung", sagt Luise Molling von Foodwatch.

Sie fordert Ernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) dazu auf, Deutschlands EU-Ratspräsidentschaft zu nutzen, die Farbkennzeichnung europaweit verpflichtend einzuführen. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (Vzbv) sagte, eine freiwillige Verwendung bedeute "erfahrungsgemäß, dass nicht alle Lebensmittelunternehmen mitmachen", so Vorstand Klaus Müller. Zudem warnen die Verbraucherschützer vor einer Verwässerung der Ampel.

Lebensmittelhersteller würden bereits daran arbeiten, die Berechnungsgrundlagen so zu verändern, "dass unausgewogene Produkte gesünder abschneiden", sagt Foodwatch.

Neben Deutschland gibt es Nutri-Score bereits in Frankreich und Belgien. In Spanien, Portugal, den Niederlande sowie der Schweiz wird ebenfalls über eine Nährwertkennzeichnung diskutiert.

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