Die Toten Hosen starten Tour mit Moskau-Premiere

Moskau (dpa) - Endlich «Disco in Moskau»: Beim ersten Russland-Konzert ihrer fast 30-jährigen Karriere hat die Punkrock-Band Die Toten Hosen etwa 1000 Fans in der Metropole zum Tanzen gebracht.
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Die Mitglieder der Toten Hosen machen einen Ausflug auf den Roten Platz in Moskau.
dpa Die Mitglieder der Toten Hosen machen einen Ausflug auf den Roten Platz in Moskau.

Moskau (dpa) - Endlich «Disco in Moskau»: Beim ersten Russland-Konzert ihrer fast 30-jährigen Karriere hat die Punkrock-Band Die Toten Hosen etwa 1000 Fans in der Metropole zum Tanzen gebracht.

Als die Düsseldorfer Musiker nach fast einer Stunde im «Totschka-Club» ihren 23 Jahre alten Kultsong «Disco in Moskau» anstimmten, ging ein Begeisterungsschrei durch die Menge.

«Die Kernaussage des Liedes ist, dass der Eiserne Vorhang nicht auf militärische Weise verschwinden wird, sondern durch die westliche Konsumwelt. Ein wenig ist es dann so gekommen», sagte Sänger Andreas Frege («Campino»). Bis Jahresende spielt die Band etwa 40 Konzerte in Deutschland, Österreich, Luxemburg, der Schweiz, Polen, Ungarn und Frankreich. Am Freitag (8. Mai) ist ein Auftritt in Krakau geplant.

Persönlich verbindet die Band einiges mit Russland. So ist der Vater von Campino in Stalingrad schwer verwundet worden, und unter den Vorfahren von Gitarrist Andreas von Holst («Kuddel») sind russischsprachige Adlige aus dem Baltikum. In Songs der Gruppe wie «Hier kommt Alex» finden sich zudem Anspielungen auf Russland. «Moskau stand schon ziemlich lange auf unserer Wunschliste. Aber manchmal klappte es zeitlich nicht, oder uns missfiel der eher offizielle Rahmen, in dem die meisten Anfragen eingebettet waren. Jetzt passt es. Heute spielen wir in einem normalen Rockladen, das ist die richtige Bühne für uns», sagte Campino (46) vor dem Konzert am Samstagabend der Deutschen Presse-Agentur dpa in Moskau.

Mit «Strom» eröffneten Die Toten Hosen das «Machmalauter»-Konzert. Mehr als 30 Lieder, darunter die Hits «Eisgekühlter Bommerlunder» und «All die ganzen Jahre», bekamen die Besucher im Alter von 10 bis 50 Jahren für den Eintrittspreis von 1100 Rubel (25 Euro) geboten. Die russischen Fans, einige im charakteristischen Totenkopf-Shirt der Toten Hosen, sangen die meisten Songs textsicher mit und tanzten ausgelassen. Auch Deutsche im Publikum genossen die Punk-Klänge aus der Heimat.

«Es würde mich freuen, wenn es am Rande des Konzerts Begegnungen geben würde zwischen Moskowitern und Deutschen, und dass vielleicht einige von den Russen dann im Sommer nach Deutschland kommen», sagte Campino. «Das wäre das Unpathetischste und Normalste, wie man zwei Länder aneinander heran führen könnte.»

Die meisten Besucher waren mit dem mehr als zweistündigen Spektakel in dem Club am Lenin-Prospekt glücklich. «Ich hätte nie gedacht, dass ein Star wie Campino von der Bühne ins Publikum springt und das Bad in der Menge sucht», sagte Germanistik-Student Wladimir (19) begeistert. «Toll, wie viele Russen die deutschen Texte kennen», staunte Mirko (22) aus Gera, der in Moskau ein Praktikum absolviert. Die Grafikerin Walentina (23) zeigte sich von Campinos T-Shirt mit dem Aufdruck «Hard Rock Cafe Tschernobyl» irritiert. «Macht der sich lustig», fragte sie. Bei der weltweit schwersten Atomkatastrophe 1986 im ukrainischen Tschernobyl waren Zehntausende verstrahlt worden.

Die Musiker aus der Landeshauptstadt Düsseldorf, die seit 1992 eine Städtepartnerschaft mit Moskau verbindet, bleiben mehrere Tage an der Moskwa. «Seit Gorbatschow habe ich auch der russischen Politik immer wieder Positives abgewinnen können», sagt Campino. Es sei doch «eine unglaubliche Kraftprobe», Demokratie zu verankern. «Russland kann wie die Türkei für den Westen ein Bindeglied zu einer Region sein, zu der wir wenig Zugang haben. Ein Paradigmenwechsel à la Obama ist für mich ohne Russland undenkbar.»

Geht es nach den Toten Hosen, soll das Konzert im «Totschka-Club» für sie auch der Türöffner nach Zentralasien gewesen sein. «Wir träumen von Kasachstan und Aserbaidschan und sehen Moskau nicht als Endstation Richtung Osten», sagte Sänger Campino.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.