Die Schrift, die Blinde lesen können
Vor 200 Jahren wurde Louis Braille geboren – der Franzose, der sein Augenlicht als Kind verlore, machte Geschriebenes ertastbar
Sein Unglück verhalf Millionen von blinden Menschen zum Lesen und Schreiben. Louis Braille, der im 19. Jahrhundert die nach ihm benannte Blindenschrift erfand, war noch ein Kind, als er das Augenlicht durch einen tragischen Unfall verlor. Als Dreijähriger stach er sich in der Sattlerei seines Vaters mit einer Lederschere ins Auge. Die Infektion griff auf das zweite Auge über, der kleine Junge erblindete. Braille, der vor 200 Jahren geboren wurde, wird für die Erfindung der Blindenschrift nicht nur in Frankreich als Held geehrt.
Die 1829 veröffentlichte Methode verschafft heute noch Millionen von Blinden weltweit den Zugang zu Bildung und Berufstätigkeit – auch wenn es heutzutage hoch entwickelte Sprachcomputer gibt. Keine andere Blindenschrift hat sich auf der ganzen Welt so durchsetzen können: Die Braille-Schrift ist nicht nur relativ leicht zu erlernen, sondern dient gleichzeitig dem Lesen und Schreiben.
Vor allem im Alltag und im Berufsleben ist die Braille-Schrift beim Erkennen von Aufzeichnungen, Notizen und Beschriftungen unerlässlich.
Braille entwickelte sein Punktschriftsystem bereits im Alter von 16 Jahren. Er entwarf ein Sechs-Punkte-System mit 63 Kombinationsmöglichkeiten, aus denen alle Buchstaben, die Ziffern Null bis Neun und sämtliche mathematischen Operationszeichen gebildet werden konnten. Die aus Punkten gebildeten Zeichen werden mit den Fingern „gelesen“.
Laut Angaben des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes können allerdings nur rund 30000 der 155000 Blinden und 500000 stark Sehbehinderten die Brailleschrift lesen – „erschreckend wenig“.
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