"Die Rekruten": Bundeswehr startet eigene Doku-Serie

Berlin - "Ich sitze jetzt hier am Frühstück, könnt ihr mal sehen, was es so gab", sagt der frisch gebackene Rekrut. "Hätte mich gefreut, wenn ich noch bisschen mehr Salami bekommen hätte", ergänzt sein Stubenkamerad. Die Szene ist ganz youtube-like mit einem Selfie-Stick gefilmt, das Bild wackelt ein bisschen, die Schnitte sind schnell.
All das spielt in der Doku-Serie "Die Rekruten", die die Bundeswehr seit drei Tagen unterhält. Seit dem ersten November veröffentlicht die Truppe auf dem hauseigenen Kanal jeden Tag um 17 Uhr ein neues Video, das zwölf Rekruten zwölf Wochen lang während ihrer Grundausbildung begleitet.
Die Serie "holt die Jugendlichen in ihrer Welt ab"
Beziehungsweise begleitet hat, denn die Szenen sind natürlich aufgezeichnet. Der Zuschauer begleitet in den Kurzvideos zum Beispiel Leon von Garrel beim Frühstück oder Jerome Demelius, der "auf Tattoos und Fitness" steht und uns seine Anreise in die Kaserne schildert.
Auch Julia Weisshuhn wird Teil unserer nächsten drei Wochen, die Matrosen-Anwärterin freut sich "mega", dass es bald losgeht mit der Ausbildung, muss dann aber ganz arg weinen, als ihr die Vorgesetzten erklären, dass sie ihren Schmuck und ihre Piercings abnehmen muss.
Acht Millionen Euro lässt sich die Bundeswehr "Die Rekruten" kosten
Die Clips sind betont auf das jungendliche Zielpublikum hin produziert, mit fetten Schrifttypen, markiger Musik und - bei fragenden oder akklamatorischen Blicken - gerne Frage- und Ausrufezeichen über den Köpfen. "Vom ersten Antreten bis zum feierlichen Gelöbnis – die Serie zeigt hautnah, wie aus jungen Menschen junge Soldatinnen und Soldaten werden", heißt es zum Inhalt der "Reality-Doku" von Seiten der Bundeswehr. "In zwölf Wochen durchleben die jungen Leute eine spannende Entwicklung. Sie werden an ihre Grenzen geführt und entdecken dabei ihre eigenen Stärken. Wir zeigen das auf Augenhöhe mit den jungen Menschen und räumen gleichzeitig mit den alten Klischees über die Bundeswehr auf“, so Dirk Feldhaus, Beauftragter für die Kommunikation der Arbeitgebermarke Bundeswehr.
Ungefähr acht Millionen Euro hat sich die Truppe die ganze Sache kosten lassen, neben den Videos wird in ganz Deutschland auf Plakatwänden und im Fernsehen geworben. Viel Geld, finden vor allem einige Linken- und Grünenpolitiker; viel Geld aber, das sich laut Bundeswehr lohnt: Seit Bekanntwerden der Serie sind die Klickzahlen auf dem Youtube-Channel massiv gestiegen, sagt das zuständige Pressereferat.
Die Bundeswehr hat Nachwuchssorgen
Die Clips sollen vor allem eines bewirken: Nachwuchs für die Truppe besorgen. Seit der Aussetzung der Wehrpflicht hat die Bundeswehr große Nachwuchssorgen. Immer wenige junge Menschen wollen Soldaten werden - das soll sich mit "Die Rekruten" ändern.
Doch trotz der aufwändig gemachten Clips: Die Videos wirken oftmals (unfreiwillig) komisch, etwa, wenn die Rekruten auf dem Weg in eine Büro erst vor einer Linie korrekt stehen bleiben müssen und artig an die offenstehende Tür anklopfen sollen, ehe sie dann eintreten dürfen. Oder wenn sie auf dem Hof nach Körpergröße sortiert werden, weil das eben "militärisch ordentlicher" aussieht.
Es bleibt abzuwarten, ob die Videos tatsächlich auch die unschöneren Seiten des Soldaten-Daseins zeigen werden, oder ob sich die Macher auf Szenen im und um das Kasernenleben beschränken. Jerome Demelius jedenfalls sitzt am Ende der dritten Folge auf seinem Bett und teast den nächsten Beitrag ganz Bundeswehr-untypisch an:
"Dran bleiben! "Alles gute Jungs - und Girls"
Hier finden Sie alle Episoden der Serie