Die reiche Provinz
Neuer Atlas zur Einkommensverteilung in Deutschland: Nicht in den großen Städten, sondern drumherum lebt der Wohlstand.
MÜNCHEN/NÜRNBERG München gilt landläufig als Stadt der Reichen – dabei wohnen die Topverdiener gar nicht in der Stadt selbst, ergab jetzt die jährliche Geo-Strukturdaten-Erhebung der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). Im Stadtgebiet München gehören nur 4,8 Prozent der Haushalte zu den Reichen (monatliches Nettoeinkommen von 7500 Euro und mehr).
Die wirklich Reichen sitzen im so genannten Speckgürtel. An der Spitze: Der Landkreis Starnberg, hier haben 15,2 Prozent der Haushalte mehr als 7500 Euro im Monat zur Verfügung. Der Landkreis München folgt dann auf Platz vier (12,7 Prozent), der Landkreis Ebersberg auf Platz 5 (12,6). Auch im Landkreis Dachau wohnen mit 8,9 Prozent noch viele Topverdiener in Deutschland. Zum Vergleich der Durchschnitt für ganz Deutschland: Hier haben nur 2,6 Prozent der Haushalte so viel Geld zur Verfügung.
In Franken sind die Menschen rund um die Medizinstadt Erlangen besonders wohlhabend, im Stadtgebiet Nürnberg dagegen relativ arm (hier ist nur 1,8 Prozent der Haushalte reich), genauso in Städten wie Bremerhaven, wo die Arbeitslosigkeit sehr hoch ist. Arbeitslosigkeit allein ist aber kein Indikator dafür, wie gut es einer Gegend geht – das zeigt zum Beispiel Berchtesgaden: Die Arbeitslosenquote liegt hier nur bei drei Prozent und trotzdem verdienen die Menschen ähnlich wenig wie zum Beispiel die Thüringer. Es gibt kaum Industrie, außerdem eine starke Abhängigkeit vom Sommer-Tourismus.
Manager wohnen lieber im Grünen
"Die Zahl der Topverdiener ist in den Randgebieten großer Städte meist höher als in den Städten", sagt die Projektleiterin der Studie, Simone Baecker-Neuchl. Ein Grund: "Der Traum von den eigenen vier Wänden ist im Speckgürtel der Städte leichter zu realisieren." Die Manager wollen halt lieber im Grünen wohnen. Deshalb hat die Gegend um Wolfsburg, wo viele VW-Manager wohnen, mehr Reiche als die Autostadt selbst. Außerdem drückt in den Städten die hohe Zahl der Single-Haushalte auf die Statistik.
Abgehängt sind Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg, hier hat fast ein Viertel der Haushalte monatlich 1100 Euro oder weniger. Die Reichen leben – außer in Bayern – auch noch rund um Frankfurt, in Baden-Württemberg, um Hamburg und Köln, Bonn und Düsseldorf.
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