Die Rätsel um Flug MH370
Drei Tage ohne Spur: Bei der Suche nach der Boeing 777-200ER der Malaysia Airlines häufen sich die Rückschläge
Kuala Lumpur/Peking - Ein Flugzeug auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking, das bei gutem Wetter spurlos in 10.000 Metern Höhe verschwindet. Zwei Männer, die mit gestohlen gemeldeten Pässen reisen. Verzweifelte Angehörige, die von der Fluggesellschaft die „Wahrheit“ wissen wollen.
Auch an Tag drei nach dem Verschwinden der Boeing 777-200ER mit 239 Menschen an Bord, gab es gestern mehr Fragen als Gewissheiten. Die groß angelegte Suche mit 34 Flugzeugen, 40 Schiffen und Helfern aus zehn Ländern änderte daran nichts. Alles, was zunächst als Hinweis auf ein Wrack gedeutet wurde, stellte sich später als etwas anderes heraus: die vermeintliche Flugzeugtür als Stück Holz. Die Ölspur im Südchinesischen Meer stellte sich als Schiff-Treibstoff heraus. Und was für ein Rettungsboot gehalten wurde, war in Wirklichkeit eine Kabelverschalung.
„Wir haben nichts finden können, das so aussieht, als wenn es ein Teil des Flugzeugs wäre“, sagte der Chef der malaysischen Luftfahrtbehörde, Azharuddin Adbul Rahman. Auch gibt es keine Erklärung für die letzte aufgezeichnete Flugbewegung – es könnte sein, dass der Pilot die Maschine zurückfliegen wollte. Für die Angehörigen bleibt es eine unerträgliche Situation: Weder Flugzeugentführung noch Terroranschlag werden ausgeschlossen.
In einem Schritt wenigstens kamen die malaysischen Fahnder weiter, wenn auch mit ähnlichem Hin und Her: Sie identifizierten einen der beiden Männer, die mit gestohlenen Pässen eingecheckt waren. Sie nannten aber weder Namen noch Nationalität. Die Pässe waren einem Italiener und einem Österreicher in den Jahren 2012 und 2013 im thailändischen Phuket gestohlen worden.
Zunächst hatte diese Konstellation für Kopfschütteln unter Sicherheitsexperten gesorgt: Die beiden falsch reisenden Männer wurden als „asiatisch aussehend“ beschrieben - während die Fotos in den Pässen Europäer zeigten. Später erklärte Luftfahrt-Chef Rahman: „Wir gehen jetzt davon aus, dass die Männer keine asiatischen Gesichtszüge haben.“ Fest steht: Es hätte auffallen können, dass die beiden Pässe bei Interpol als gestohlenen gemeldet waren – doch offenbar glich kein Mitarbeiter die Dokumente mit der Datenbank von Interpol ab.
Doch wer waren die Männer, die mit den gefälschten Ausweisen reisten? Die Ermittler prüfen auch, ob es um "gewöhnliche Ganoven" handeln könnte oder Leute, die einfach illegal nach Europa gelangen wollten. Die Flugtickets hatten sie jedenfalls gemeinsam in Thailand gekauft. Beide wollten den Ermittlungen zufolge über Peking nach Amsterdam fliegen, um dort nach Frankfurt beziehungsweise Kopenhagen umzusteigen.
Das Einchecken der rätselhaften Männer war auch nicht der einzige Zwischenfall: Fünf Reisende hatten für den Flug eingecheckt, gingen aber nicht an Bord. Ihr Gepäck soll vor dem Abheben aus dem Flugzeug heraus geholt worden sein.
All das trägt dazu bei, dass die Geduld mit den Fahndern in Malaysia sinkt: China, von wo 154 Passagiere stammen, schickte ein eigenes Team von Experten nach Kuala Lumpur. Angehörige der Passagiere beklagen derweil, dass sie die wenigen verfügbaren Informationen nicht von der Malaysia Airline erhalten, sondern aus den Medien.
Am Abend teilten die Ermittler mit, dass der Suchradius erweitert wird: Er wird auf 185 Kilometer oder 100 Seemeilen verdoppelt.
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