Die perfekte Kopie
Vor 70 Jahren begann der Siegeszug eines Gerätes, das bis heute unentbehrlich ist - und bis heute der Version vom papierlosen Büro erfolgreich trotzt...
Seit Jahrzehnten trotzt er erfolgreich der Vision vom papierlosen Büro: Der Fotokopierer wird jetzt 70 Jahre alt und erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit. Auch digitaler Dokumentenversand haben das Gerät bislang kaum aus den Büros verdrängen können. Im Oktober 1938 glückte dem amerikanischen Physiker und Patentanwalt Chester Carlson (1906 – 1968) erstmals die „Elektrophotografie“: ein Verfahren, mit dem sich Schriftzeichen auf elektrostatischem Weg kopieren ließen.
Die Technologie ist noch heute die Basis jedes Digitaldruckers, Kopierers oder Faxgerätes, so die Firma Xerox in Neuss, die in den 1940er Jahren den ersten Kopierer auf den Markt brachte. Allein mit Xerox-Kopierern werden weltweit jährlich rund 40 Milliarden Kopien gefertigt. Ganze Wälder werden dazu in Kopierpapier verwandelt.
Wie ein Mönch im Mittelalter
Das alles hatte Patentanwalt Carlson in den 1930er Jahren nicht im Blick, sondern eher seine eigene Mühe: Er war es einfach leid, jedes seiner Dokumente wie ein Mönch im Mittelalter mühsam abzuschreiben, wenn er ein Duplikat brauchte. Carlson träumte von einer Maschine, die auf Knopfdruck die Kopie eines Originals ausspuckt.
Die erste Kopie war eine übelriechende Angelegenheit: Mit Tusche hatte Carlsons deutscher Assistent Otto Kornei den Schriftzug „10-22-38 ASTORIA“ auf einen Objektträger aus Glas geschrieben und diesen auf eine mit einer frischen, stinkenden Schwefelschicht überzogenen Zinkplatte gelegt.
Größte Erfindung seit der Fotografie
1949 kam das erste Gerät auf den Markt. Nach Jahren des Desinteresses wurde Carlsons „Xerographie“ nun als größte Erfindung seit der Fotografie gefeiert.
Zehn Jahre später begann der Siegeszug des automatisierten Xerox-914. Er schaffte sieben Kopien pro Minute. Aus dem Experiment von 1938 entwickelte sich bis heute ein Milliardenmarkt mit Zehntausenden von Beschäftigten: Das Marktforschungsinstitut Pira International schätzt, dass sich die Umsätze im weltweiten Digitaldruck-Markt von den heutigen 68 Milliarden US-Dollar bis zum Jahr 2012 noch verdoppeln werden.
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