Die Nummer zwei der Taliban geschnappt
ISLAMABAD - Die Geheimdienste haben einen großen Fang gemacht: In Pakistan wurde der Vizechef der Taliban vom pakistanischen und amerikanischen Geheimdienst festgenommen. Ob er in den Verhören aussagt, ist noch unklar.
Mehr als acht Jahre nach dem Sturz des Taliban- Regimes in Afghanistan ist im Süden Pakistans der Stellvertreter von Taliban-Chef Mullah Omar gefasst worden. „Mullah Brader wurde in Karachi festgenommen, das können wir bestätigen“, sagte ein hochrangiger pakistanischer Offizier, der nicht namentlich genannt werden wollte, am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur dpa.
„Im Moment ist er in unserem Gewahrsam und wir verhören ihn.“ Mullah Abdul Ghani Brader sei bei einer gemeinsamen Operation pakistanischer und amerikanischer Geheimdienste in der Hafenstadt Karachi festgenommen worden. „In der Hierarchie der Führung der afghanischen Taliban ist er die Nummer zwei.“
Mullah Brader war Teil des Führungsrates der Taliban, der so genannten Quetta-Schura. Nach dem Sturz des Taliban-Regimes hatten sich hochrangige Taliban um den Gründer der Bewegung, Mullah Mohammmad Omar, nach Geheimdienstangaben in der südwestpakistanischen Stadt Quetta versammelt. Von dort aus organisierten sie den Aufstand in Afghanistan, der zum Ziel hat, die ausländischen Truppen zu vertreiben und die Regierung von Präsident Hamid Karsai zu stürzen. Mitglieder des Führungsrates sollen in der Vergangenheit von Quetta in die Millionenmetropole Karachi gezogen sein. Afghanistan warf Pakistan immer wieder vor, nicht gegen den Führungsrat der Taliban vorzugehen. Pakistan hat das stets dementiert.
Mullah Bradar ist der mit Abstand wichtigste Taliban, der seit dem Einmarsch in Afghanistan gefasst worden ist. Zunächst hatte die „New York Times“ in ihrer Online-Ausgabe die Festnahme gemeldet. Die Zeitung berichtete, Mullah Brader sei bereits vor einigen Tagen ergriffen worden und werde seitdem von amerikanischen und pakistanischen Geheimdienstbeamten verhört. Es sei unklar, ob er aussage. Die Geheimdienste hofften, dass er etwas über den Verbleib von Mullah Omar sagen könne. Der pakistanische Offizier wollte nicht bestätigen, dass US-Geheimdienstbeamte am Verhör teilnehmen.
dpa
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