Die neuen Pünktlichkeitspläne der Deutschen Bahn

Jeder dritte Zug im Fernverkehr kommt zu spät. Wie sich das in Zukunft ändern soll.
von  C. Grimm
Pünktlichkeit – bisher keine Stärke der Bahn. (Symbolbild)
Pünktlichkeit – bisher keine Stärke der Bahn. (Symbolbild) © Silas Stein/dpa/Symbolbild

Berlin/München - Die Deutsche Bahn (DB) befindet sich in einer paradoxen Situation. Wegen des Neun-Euro-Tickets hat sie Millionen neue Fahrgäste gewonnen, gleichzeitig pfeift der Schienenkonzern buchstäblich aus dem letzten Loch. Mit einem neuen Konzept wollen Bahnchef Richard Lutz und Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) reagieren.

Nach AZ-Informationen orientiert sich der Vorschlag am Vorbild Österreichs. Das Nachbarland arbeitet mit Korridoren, also Verbindungsachsen, in die das Gleisnetz gegliedert ist. Auf diesen Achsen arbeiten Behörden, die Bahnunternehmen und Baufirmen bei Sanierungen eng zusammen, um einen geordneten Fahrplan zu gewährleisten. Hierzulande sollen nun ebenfalls mit der Branche diese Korridore erarbeitet werden – bis Jahresende.

Baustellen sollen koordinierter angegangen werden

"Wir haben die klare Erwartungshaltung, dass Baustellen künftig koordinierter und ganzheitlicher angegangen werden", sagte der Chef des Verkehrsbündnisses Allianz pro Schiene, Dirk Flege, der AZ. Flege ist unzufrieden, wie die Bahn bislang ihr Netz ertüchtigt. "Dauerbaustellen oder ein Wildwuchs mit kurzfristig wieder abgesagten Baustellen führen bei gestiegener Verkehrsnachfrage zu Chaos."

Hinzu kommt: Die Güterbahn findet wegen Überfüllung der Strecken schwer freie Gleise und von Pünktlichkeit kann bei den Personenzügen nicht geredet werden. Einer von drei Zügen im Fernverkehr rollt verspätet in den Bahnhof ein.

Bahnnetz muss verstärkt werden

Das Bahn-Management steckt in einem Dilemma. Wenn im Jahr 2030 doppelt so viele Passagiere den Zug nehmen sollen wie im letzten Normaljahr 2019, muss das Netz verstärkt werden. Hunderte Brücken gilt es zu sanieren, Weichen zu tauschen. 13,6 Milliarden Euro will die Bahn heuer verbauen.

Lutz bräuchte einen kraftvollen Verkehrsminister an seiner Seite, aber Volker Wissing füllt diese Rolle auch ein halbes Jahr nach dem Start der Ampel-Koalition noch nicht aus. Eigentlich strebte er mit den Grünen eine große Bahnreform an. Netz und Betrieb sollten etwa getrennt werden, um für mehr Wettbewerb zu sorgen und so die Bahn agiler zu machen.

Dass ein neues Korridor-Konzept die Bahn zurück auf das rechte Gleis bringt, daran hat der CSU-Verkehrspolitiker Ulrich Lange seine Zweifel. "Es zeichnet sich jedoch leider ab, dass das, was als großer Wurf präsentiert wird, nur alter Wein in neuen Schläuchen ist", sagte Lange der AZ. Die Idee von Korridoren sei nicht neu und könne schon heute angewendet werden.

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