Die Netze, die die Welt umgarnen

Facebook, Lokalisten, Xing & Co.: Millionen von Menschen versammeln sich auf den virtuellen Treffpunkten im Internet
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München - Facebook, Lokalisten, Xing & Co.: Millionen von Menschen versammeln sich auf den virtuellen Treffpunkten im Internet

Es ist eine Erfolgsgeschichte wie seit der Einführung von Google oder gar des Internets selbst nicht mehr: Der unglaubliche Boom der sozialen Netzwerke. Die ersten Plattformen tauchten Mitte der 90er Jahre auf, ihren wahren Aufstieg erleben MySpace, Facebook & Co. erst seit wenigen Jahren – und sind inzwischen eine Weltmacht: Die Hälfte aller Internet-Nutzer ist Mitglied in einem Online-Netzwerk. 250 Millionen Menschen in aller Welt verbindet allein Branchen–Riese Facebook. Und Netzwerke sind längst nicht mehr nur ein Betätigungsfeld für junge Menschen: 31 Prozent der Deutschen zwischen 50 und 59 Jahren sind bereits Mitglieder solcher Plattformen. Politiker aller Parteien nutzen die Dienste längst als wichtige Wahlkampfelemente. Die Kritik sei nicht verschwiegen: Der Datenschutz ist eingeschränkt, weil es einen kommerziellen Zugriff auf die Daten der Nutzer gibt. Die AZ gibt einen Überblick über die wichtigsten Dienste.

Facebook

Wer sind die Nutzer? Vor allem bei den 35- bis 55-Jährigen explodieren die Nutzerzahlen förmlich. Alle, die miteinander verlinkt sind, nennen sich „Freunde“. Da kann es durchaus passieren, dass der AZ-Redakteur plötzlich mit SPD-Wahlkampfleiter Kajo Wasserhövel ebenso „befreundet“ ist wie mit dem Regisseur Marco Kreuzpaintner – den er im wahren Leben noch nie getroffen hat. Charakteristik Facebook ist die Mutter aller Kontakt-Netzwerke. Mark Zuckerberg hat das „Gesichts-Buch“ 2004 für die Studenten der Harvard-Uni entwickelt. Bedienbarkeit Idiotensicher. Jeder Nutzer kann sich auf seiner Profilseite vorstellen, erzählen, was er gerade denkt, tut oder fühlt, Fotos, Videos und Links veröffentlichen. Und sich als „Fan“ einer Partei oder eines Promis outen. Man kann seinen Freunden auf deren „Pinnwand“ öffentliche Nachrichten posten, sie zärtlich „anstupsen“ oder ihnen vertrauliche Nachrichten schicken. Was bringt’s mir? Auf Facebook kann man aktuelle Freundschaften pflegen, alte Bekanntschaften wieder auffrischen, verschollen Geglaubte wiederfinden. jox

Xing

Wer sind die Nutzer? Medien, Werbung, Finanzbranche, Juristen, IT – in diesen Branchen ist eine Xing-Visitenkarte ein Muss. Aber auch Studenten, Freiberufler oder Handwerker sind im Businessnetzwerk. Vorsicht: Wer seinen Lebenslauf frisiert („leitend“), macht sich unglaubwürdig. Charakteristik Das Businessnetzwerk hilft, online beruflich und privat zu trennen. In erster Linie geht’s hier um Job-Kontakte, in Gruppen trifft man sich zu jeweiligen Interessen. Nach eigenen Angaben hat Xing weltweit sieben Millionen Mitglieder, aber nur 550 000, die Beiträge bezahlen (17,85 Euro für drei Monate). Bedienbarkeit Alles ist leicht zu verstehen und zu bedienen. Neuerdings gibt’s auch Funktionen wie Terminverwaltung. Witzig: Die Wer-kennt-wen-Kette. Auf einen Blick sehen, wen man über welche Ecken kennt. Was bringt’s mir? Prima, um Kontakte zu pflegen und Branchennews auszutauschen. Für Freiberufler eine gute Auftrags- und PR-Börse. Und, natürlich: Nachforschen, was aus der Jugendliebe geworden ist. rie

Lokalisten

Wer sind die Nutzer? Schüler und Studenten. Die nutzen lokalisten.de inzwischen sogar als Handyersatz und geben beim Kennenlernen nur noch ihren „Loki-Nickname“ heraus. Charakteristik „Meine, deine – unsere Freunde". Mit diesem Slogan wirbt die deutsche Online-Community „Lokalisten.de“, die inzwischen von über drei Millionen Mitgliedern genutzt wird. Vor allem in München sind Lokalisten beliebt, und zwar nicht als Mittel zur Selbst-Vermarktung oder verkappte Flirt-Börse, sondern tatsächlich um Freunde zu finden. Bedienbarkeit Ein wenig unübersichtlich ist die Seite. Insbesondere auf der Startseite muss man sich erst mal orientieren, um alle Funktionen auszukundschaften. Wenn man den Bogen erst mal raus hat, ist lokalisten.de allerdings leicht zu bedienen. Was bringt’s mir? Ein wenig unübersichtlich ist die Seite. Insbesondere auf der Startseite muss man sich erst mal orientieren, um alle Funktionen auszukundschaften. Wenn man den Bogen erst mal raus hat, ist lokalisten.de allerdings leicht zu bedienen. jv

studiVZ

Wer sind die Nutzer? Wie der Name schon sagt: Vor allem Studenten. Oder solche, die noch gerne welche wären. Der typische StudiVZ-Nutzer schaut gegen 15 Uhr, also kurz nach dem Aufstehen, zum ersten Mal auf seine Seite und schaut, ob's neue Fotos von der Fachschaftsparty gibt Charakteristik Bei StudiVZ sind circa 14 Millionen Menschen Mitglied. War StudiVZ nach dem Start vor drei Jahren vor allem als Netzwerk für Studenten gedacht, hat die Seite inzwischen einige Ableger: SchülerVZ und MeinVZ. Bedienbarkeit In vielen Funktionen ähnelt es Facebook: Bei Facebook kann man Menschen „anstupsen“, bei StudiVZ „gruscheln“: Eine seltsame Mischung aus Grüßen und Kuscheln. Was bringt’s mir? Über die Angabe der alten Schule lassen sich viele frühere Klassenkameraden wiederfinden. Abgesehen davon ist StudiVZ ideal für Menschen, die gerne etwas aufschieben; statt die Küche zu putzen oder die Plattensammlung zu sortieren, haben sie eine wunderbare Möglichkeit, Zeit sinnlos zu vertrödeln. zo

myspace

Wer sind die Nutzer? Vor allem Musiker und Bands – und Menschen, die gerne neue Bands entdecken. Als MySpace 2003 online ging, entwickelte es sich schnell zum erfolgreichsten sozialen Netzwerk. Vor allem, weil die Gründer den Schwerpunkt auf Musik legen. So hat mittlerweile fast jede halbwegs ambitionierte Band ihren Platz auf MySpace – und verzichtet oft zugunsten der Online-Community auf eine Homepage. Charakteristik Der besondere Vorteil: ein integrierter Player. Wer auf die Seite einer Band surft, kann sich sofort ein paar Lieder anhören – oder herunterladen. Außerdem lassen sich Videos einbetten, sowie eine Übersicht der Konzerttermine. Bedienbarkeit Geht so. In punkto Übersichtlichkeit und Nutzerfreundlichkeit haben neuere Networks MySpace überholt. Das Prinzip ist das selbe: Freunde anfragen, Nachrichten verschicken, Pinnwände vollkritzeln. Was bringt’s mir? Wer Musik abseits des Mainstreams sucht, wird fündig. [Wer als Musiker bekannt werden will, kann es über MySpace versuchen. Bei Lily Allen hat’s geklappt.cl

twitter

Wer sind die Nutzer? US-Präsident Barack Obama, Schauspielerin Demi Moore, Pharmakologe Lance Armstrong, Koch Jamie Oliver und Genießer Reiner Calmund – unter den 25 Millionen „Twitteratis“ sind etliche „Twitvips“. Die breite Masse bilden jedoch im weiteren Sinne Medienmenschen: Journalisten, kritische Leser, PR-Agenten, Autoren, Blogger. Der Altersschnitt liegt bei über 30. Charakteristik Twitter ist ein Mikro-Blog, die Benutzer veröffentlichen hier Nachrichten, die auf 140 Zeichen begrenzt sind, also ungefähr in SMS-Länge. Bedienbarkeit Simpel. Auf Firlefanz-Funktionen verzichtet Twitter. Schreiben, lesen – that’s it Was bringt’s mir? „Wen interessiert, ob User XY Magen-Darm-Probleme hat?“, lautet eine Vulgärkritik. Dabei kann jeder selbst entscheiden, bei wem er mitliest – und bei wem nicht! Benutzer lassen sich live über TV-Sendungen aus, kommentieren Alltagserlebnisse, Trainerwechsel oder das neue iPhone. Durch die Zeichenbegrenzung wird Gelaber im Keim erstickt. Stattdessen gibt’s pointierte, oft amüsante Formulierungen. loko

wer-kennt-wen

Wer sind die Nutzer? Im Unterschied zu Portalen wie Facebook oder StudiVZ tummeln sich bei wer-kennt-wen, kurz wkw, alle Altersschichten. Ab 14 Jahren kann sich jeder registrieren, ob nun Hausfrau, Student oder Rentner. Der Altersdurchschnitt liegt daher auch um einiges höher als bei anderen Social Networks. Die älteste Userin ist angeblich 96 Jahre alt. Charakteristik Es gehört zu den am schnellsten wachsenden Social Networks in Deutschland. 6,5 Millionen Mitglieder zählt wkw. Im Unterschied zu anderen Portalen kann man sich hier nur mit seinem richtigen Namen registrieren, Pseudonyme oder Künstlernamen werden nicht akzeptiert. Die Aufnahme kann nur über die Einladung eines Mitglieds erfolgen. Bedienbarkeit Mehr als einfach. Weil dieses Portal keine bestimmte Zielgruppe kennt, finden sich hier auch weniger Internet-Affine. Das Seitenlayout ist einfach zu überblicken - es wird völlig auf Schnick-Schnack wie Spiele und Quiz verzichtet. Was bringt’s mir? Ideal, um alte Bekannte und Freunde wiederzufinden, die sich vielleicht nicht in der gleichen Altersklasse bewegen. Nachteil: Bisher eher in einzelnen Regionen bekannt.nl

Last fm, flickr und andere

Manche mögen’s etwas spezieller: Für diejenigen, denen Facebook & Co. zu allgemein ausgerichtet sind, gibt es auch Netzwerk-Communities, die sich auf besondere Hobbies konzentrieren: last.fm: Hier tummeln sich Musikfreaks mit Hang zur Dauer-Beschallung. Die Besonderheit: last.fm wertet aus, welche Musik man hört, und empfiehlt dann dazu passende Musik – und die „Freunde“, die sie auch hören. YouTube: Das Dorado für Videofans. Jeder kann sein[/GRUNDTEXT]en eigenen „Sender“ aufziehen – und Programme anderer abonnieren. Oder auch einfach durchs Millionen von Filmen umfassende Angebot zappen. flickr: Eines der ästhetisch interessantesten Angebote. Nutzer laden Bilder hoch und vernetzen sich mit anderen Hobby- (und Profi-)Fotografen. Am schönsten im Diashow-Modus. mue

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