Die Mode wird 150 Jahre
Es ist der größte Zirkus der Welt – und der luxuriöseste. In Paris, in der Rue de Varenne, hat am Montag wieder die Creme de la Creme der Jetsetter, Fashionistas und Möchtegerns eingefunden. Es ist Fashion Week in Paris und für vier Tage wird die Stadt wieder zum Nabel der Modewelt.
PARIS Und das zum 150. Mal: 1858 gründete der Engländer Charles Frederick Worth in Paris das erste Modehaus, „Maison Worth“. Paris wurde Hauptstadt der Mode – und bis heute geben die Haute Couture-Schauen an der Seine maßgebliche Trends für die Branche vor.
Höhepunkt am ersten Tag: Die Dior-Show von John Galliano, dem mittlerweile brav gewordenen Enfant terrible des französischen Traditionshauses. Und wieder einmal bewies der mittlerweile 47-jährige Brite: Ein alteingesessen Haus kann durchaus mit Mut punkten – und sich so völlig neue Käuferschichten erschließen. Nicht nur Schauspieler Jonathan Rhys Meyers, Diana Kruger und Kylie Minougues hin-und-Wieder-Freund Olivier Martinez tragen Dior.
Doch auch die kleineren Defilees boten echte Hingucker. Stéphane Rolland schickte seine Models mit ausladenden Roben auf den Laufsteg. Mal im zarten Pink mit Weiß, mal in Lila-Schwarz, mal mädchenhaft, mal mondän – aber nie unschuldig.
Christophe Josse setzt für den nächsten Winter auf düstere Töne: Pflaumfarben, Schwarz, Altrosa und kühles Silber dominierten die schmale, hochgeschlitzten Kleider und bestickte Hängerchen. Überhaupt waren es neben den kontrastreichen Schnitten verspielte Details wie Pailletten, Schleifen und Feder die Trends setzten.
Wirklich in ihren Schrank hängen, werden nur wenige Damen die Kleider. Der Kundinnenkreis der französischen Haute-Couture-Häusern beschränkt sich auf wenige hundert Käuferinnen. Und der elitäre Zirkel nimmt stetig ab: Längst drängen junge Designer aus den USA, aus Skandinavien oder aus Italien auf den Markt.
Auch wenn Galliano und Armani noch Trends setzen, so nimmt ihr Einfluss auf die internationale Szene ab. In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Couture-Häuser kleiner geworden. Und seit dem Tod von Modelegende Yves Saint Laurent vor einigen Wochen wurde die Haute Couture sogar totgesagt – aber 150 bleibt immerhin ein stolzes, wenn auch nicht mehr ganz modisches Alter.
Anne Kathrin Koophamel
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