Die Königin der Krise

Ingrid van Bergen besiegt die junge Konkurrenz. Ihr Appell an ihre Generation: Niemals aufgeben und fit bleiben! Damit trifft sie den Nerv der Zeit.
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Ingrid van Bergen besiegt die junge Konkurrenz. Ihr Appell an ihre Generation: Niemals aufgeben und fit bleiben! Damit trifft sie den Nerv der Zeit.

Wir Alten lassen uns nicht unterkriegen“, mit dieser Kampfansage bezog eine 77-Jährige vor 16 Tagen das Dschungelcamp und tatsächlich – das junge RTL-Publikum wählte Ingrid van Bergen zu seiner Königin. Am Ende siegte das Alter gegen die beiden jungen Finalisten Lorielle London (25) und Nico Schwanz (31).

Als krasse Außenseiterin mit Handicaps ist die Camp-Oma gestartet und sitzt am Ende auf dem Thron, nicht weil man der Älteren eben einen Sitzplatz einräumt. Während die Jungen sich zankten, blieb van Bergen ruhig, strahlte Lässigkeit aus, ohne dabei langweilig zu sein. Nicht nur die Camp-Mitbewohner hielten den Atem an, als Ingrid van Bergen am Lagerfeuer enthüllte, wie es dazu kam, dass sie 1977 ihren Lebensgefährten im Affekt erschoss.

Als skurrile Alte versuchte der Sender van Bergen anfangs zu inszenieren, doch schon die ersten Zuschauervotings zeigten, die 77-Jährige kommt an beim jungen RTL-Volk – weit mehr als die mit prallen Silikon-Busen bewaffneten Jugendwahnvertreterinnen, sich selbst überschätzende Machos oder ein Paradiesvogel aus einer Zwischenwelt der Geschlechter. Zählen Werte wie Bodenständigkeit und Ehrlichkeit in Zeiten von Finanzkrise und Job-Angst mehr als oberflächliche Äußerlichkeiten?

"Ich habe einen Vorbildcharakter für die Jungen"

„Ja, es sollen vor allem die Jungen gewesen sein, die mich gewählt haben“, sagte die frisch gekürte Urwaldqueen gestern der AZ. „Ich glaube, ich habe einen Vorbildcharakter für die Jungen, die beeindruckt hat, was man in meinem Alter alles schaffen kann. Die finden das toll und denken sich: ,Wow, die geht mit ihrem Alter noch ins Dschungelcamp. So möchte ich auch einmal sein, wenn ich alt bin.’“ So wahnsinnig sei die Herausforderung aber ja auch nicht gewesen, fügt van Bergen sofort an. „Wir haben uns ja nicht in Todesgefahr begeben.“ Sie hat auch eine Botschaft für die eigene Generation: Niemals aufgeben und selbst dafür sorgen, dass man fit bleibt. „Wir Alten dürfen uns nicht ausrangieren lassen, man muss immer dran bleiben.“

Das sich das lohnt, hat die 77-Jährige im Urwald bewiesen. Denn mit der Dschungelkrone gibt’s weit mehr als ein saftiges Preisgeld. „Es wäre dumm von mir zu leugnen, dass man beim Dschungelcamp auch deshalb mitmacht, weil man sich dadurch die Aufmerksamkeit der Medien sichert, auf den PR-Effekt hofft“, sagt van Bergen, die in den 50er und 60er Jahren zu den bekanntesten deutschsprachigen Filmschauspielerinnen zählte. Mit ihrer rauchigen Stimme spielte sie vor allem Bardamen, Prostituierte und untreue Hausfrauen. Zu ihren Filmpartnern zählten O.W. Fischer und Heinz Rühmann.

Zu solchen Rollen wird ihr auch die Urwald-Popularität nicht verhelfen. Eine eigene RTL-Sendung dagegen ist allemal drin. Würde die van Bergen auch eine Show moderieren? „Aber sicher“, sagt sie. „Eine Schauspielerin muss auf jeder Bühne stehen können, und ich bediene die ganze Bandbreite, habe gesungen, Theater gespielt, synchronisiert und politisches Kabarett gemacht.“

Gottschalk machte seine eigenen Ekelwitze

Und wenn sie selbst entscheiden dürfte? „Ich habe mir schon immer eine komische Rolle in einer Serie gewünscht“, sagt van Bergen. Obwohl sie immer für ernste Rollen besetzt worden ist, sei sie eigentlich eine Komikerin.

Komisch sollte auch die Verbal-Attacke von Moderatorin Sonja Zietlow gegen „Wetten, dass“ sein: „Was Thomas Gottschalk für das ZDF ist, ist der Känguruhoden für RTL – ein liebgewonnenes drolliges Maskottchen“, sagte sie. Ob’s Gottschalk mit Humor nahm, ist nicht bekannt. Der machte ja lieber seine eigenen Ekelwitze.

Angelika Kahl

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