Die kleine Gefahr

Nanoteilchen haben großes Potenzial, sagen Forscher. Eine Studie zeigt jetzt, dass die Wundertechnik auch Risiken birgt. Laut Umweltbundesamt sind die Gefahren der Winzlinge bislang unterschätzt worden.
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Forscher in den USA arbeiten in einem Labor mit Nanotechnologie.
AP Forscher in den USA arbeiten in einem Labor mit Nanotechnologie.

DESSAU - Nanoteilchen haben großes Potenzial, sagen Forscher. Eine Studie zeigt jetzt, dass die Wundertechnik auch Risiken birgt. Laut Umweltbundesamt sind die Gefahren der Winzlinge bislang unterschätzt worden.

In Sonnencremes kämpfen sie gegen UV-Strahlen, auf Schokoriegeln gegen Grauschleier: Nanoteilchen, winzige Partikel mit großer Wirkung. Das Umweltbundesamt hat gestern in einer Studie eindringlich vor den Gefahren der Nanotechnologie gewarnt – denn die sind bislang wenig erforscht. „Solange wir so wenig wissen, sollten wir Nanoprodukte meiden“, sagte der Biologe Wolfgang Dubbert, der die Studie erstellte.

Nano – dahinter verbirgt sich eine Technologie, die von Computertechnik bis Medizin in verschiedensten Bereichen erforscht oder schon eingesetzt wird.

Doch laut Umweltbundesamt sind die Gefahren der Winzlinge bislang unterschätzt worden. Die sind so klein, dass sie beim Einatmen über Lungenblasen in die Blutgefäße gelangen könnten – und damit in jedes Organ des Körpers. Versuche mit Mäusen haben ergeben, dass die Teilchen bei sehr hoher Konzentration in der Lage sind, die DNA zu schädigen. Werden sie von Fresszellen aufgenommen, können sie das Immunsystem schwächen und für Infektionen anfällig machen.

Noch gibt es keine Kennzeichnungspflicht

Das Problem: In welchen Produkten die Nanoteilchen stecken, ist bis dato unbekannt. Noch gibt es keine Kennzeichnungspflicht. Besonders heikel ist, dass die Versuchsmäuse ähnliche Reaktionen wie auf Asbest zeigten. „Auch Asbest wurde anfangs als Wundermittel gehandelt“, sagt Jurek Vengels vom Bund Naturschutz. Nachgewiesen ist bisher, dass Nanoröhrchen aus Kohlenstoff ähnliche Erkrankungen auslösen wie Asbestfasern.

Finden 60 Prozent der Deutschen Nanoprodukte trotzdem allgemein gut, lehnen es 84 Prozent ab, sie zu essen. Andrea Moritz vom Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde (BLL) ärgert sich, „dass überall steht, es seien schon Schokoriegel mit Nanoteilchen auf dem Markt“. Falsch, sagt Moritz: „In Deutschland gibt es schlicht noch keine Nano-Produkte.“ Die müssten hierzulande strengen Gesichtspunkten genügen, bevor sie im Ladenregal stehen. Nanotechnologie habe großes Potenzial, sagt Moritz. „Das sagt auch das Umweltbundesamt.“

Das Amt fordert aber auch eine Kennzeichnungspflicht für Nano-Köstlichkeiten – die will Moritz nicht. „Wenn die Sicherheit der Lebensmittel überprüft sei, muss man sie auch nicht kennzeichnen. Damit macht man den Leuten nur unnötig Angst.“ Naturschützer Vengels hat Zweifel: „Ob schon Nanoteilchen in Lebensmitteln stecken, weiß keiner.“ Wichtig sei, die Produkte zu prüfen, bevor sie ins Regal kommen.

In Deutschland gibt es einige Hersteller von Nano-Zusatzstoffen. Zum Beispiel Evonik, ehemals Degussa, das mit seinem Nano-Siliziumdioxid dafür sorgt, dass Tomatenketchup schön fließt. Irgendein Ketchuphersteller müsse das ja kaufen, meint Jurek Vengels. „Evonik und die anderen Firmen sind jedenfalls noch nicht pleite.“

R. Geiger

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