Die katholische Kirche in der Krise

Missbrauchfälle, Kirchenaustritte, Piusbrüder - die Kirche hat mit vielen Skandalen zu kämpfen
von  Agnes Vogt
Die katholische Kirche hatte in den letzten Jahren mit vielen Krisen zu kämpfen. Hier ein Demonstrant mit einem "Stopp Kinderschänder"-Schild vor der Freisinger Bischofskonferenz.
Die katholische Kirche hatte in den letzten Jahren mit vielen Krisen zu kämpfen. Hier ein Demonstrant mit einem "Stopp Kinderschänder"-Schild vor der Freisinger Bischofskonferenz. © dpa

 

Der Skandal um die Piusbrüder, die Missbrauchsfälle, immer mehr Kirchenaustritte - die katholische Kirche manövriert durch schwierige Zeiten

MÜNCHEN Krisenstimmung in der katholischen Kirche. Von einer leidlichen Diskussion in die nächste schleppt sich die größte Glaubensgemeinschaft der Welt – und jetzt sucht sie auch noch einen neuen Oberhirten. Der Neue muss eine Kirche durch die Zukunft manövrieren, die sich an Anfeindungen gewöhnen musste.

Da ist die Debatte um die erzkonservativen Pius-Brüder. Piusbischof Richard Williamson hatte wiederholt den Holocaust geleugnet – und wurde von der katholischen Kirche exkommuniziert. Dann der Eklat: 2009 rehabilitierte ihn Papst Benedikt XVI. Eine Welle der Empörung ergoss sich über den deutschen Papst – gefolgt von Unverständnis und Kirchenaustritten. Als Williamson erneut den Holocaust leugnete, schloss ihn 2012 die Bruderschaft aus der Gemeinschaft aus.

Parallel dazu erwischte die Kirche weltweit der Missbrauchsskandal. Tausende Kinder in den USA, in Irland und auch in Deutschland waren von Geistlichen missbraucht worden. Deutschland erreichte die Welle im Januar 2010. Durch einen Brief des damaligen Direktors des Canisiuskollegs, Klaus Mertes, an rund 600 Ehemalige kam an die Öffentlichkeit, dass Geistliche in den Siebzigern und Achtzigern systematisch Schüler missbraucht hatten. Es meldeten sich mehr und mehr Missbrauchsopfer in der gesamten katholischen Kirche.

In der Diözese München und Freising wurde massiver Missbrauch im Internat der Benediktiner in Ettal bekannt. Im März 2011 einigten sich Kirchen und Bundesregierung auf Entschädigungszahlungen. Die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) verspricht Missbrauchsopfern bis zu 5000 Euro Entschädigung.

Aber die Missbrauchskrise war damit keinesfalls ausgestanden. Gläubige und Betroffene forderten, dass die Kirche zur Missbrauchsdebatte Stellung bezieht. Gerade vom deutschen Papst erwartete man eine Reaktion. Der aber schrieb nur einen Hirtenbrief an die Katholiken in Irland und erwähnte kein Mal die Deutschen. Eine Welle von Kirchenaustritten folgte.

Aber der Missbrauchsbeauftrage der DBK, der Trierer Bischof Stephan Ackermann, setzte sich für eine wissenschaftliche Aufarbeitung der Missbrauchsfälle ein. Der Hannoveraner Kriminologe Christian Pfeiffer leitete von Juli 2011 diese groß angelegte Studie, die Anfang des Jahres jäh scheiterte. Laut Pfeiffer lag dies „an den Zensur- und Kontrollwünschen der Kirche“.

Auch in den vergangenen Wochen hielt der Fall einer Kölnerin die Kirchenmänner auf Trab: Sie erbat in einem Krankenhaus in katholischer Trägerschaft nach einer Vergewaltigung die Pille danach. Sowohl die Pille als auch die Untersuchung wurden ihr in zwei Krankehäusern verweigert, erst im dritten wurde sie behandelt.

 

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