Die Hells Angels von Bayern - wie gefährlich sind sie?
Die gewaltbereiten Rockergruppen hierzulande haben rund 600 Mitglieder – immer wieder kommt es zu Auseinandersetzungen
MÜNCHEN Nach der Ermordung eines SEK-Beamten durch einen „Hells Angel“ wird der Ruf nach einem Verbot von Rockerbanden laut. Dies fordern der rheinland-pfälzische Innenminister Karl-Peter Bruch und der Vorsitzende der Polizeigewerkschaft, Konrad Freiberg. Wie aktiv sind Rockerbanden in Bayern? Eine Spurensuche.
Das ist die große Angst bei den Sicherheitsbehörden: dass sich „Hells Angels“, „Bandidos“, „Gremium MC“ und „Outlaws“ aus ihren bisherigen Revieren nach Süden ausbreiten könnten.
Bayern kann für die Gangs wegen der Drogenrouten aus dem Balkan und Südeuropa interessant sein. So kam es an der Brenner-Strecke bereits zu Gewalttätigkeiten zwischen konkurrierenden „Hells Angels“ und „Bandidos“.
Und es gab noch mehr polizeirelevante Zwischenfälle:
Im Allgäu wurden drei Angehörige des „Motors MC“ vor ihrem Klubhaus von rund zehn unbekannten Tätern überfallen. Der Motorrad-Club ist ein „Supporter Club“ der „Hells Angels“ und beansprucht Kempten als Hoheitsgebiet.
Im Oktober 2009 verwüsteten „Hells Angels“ ein Dart-Lokal in der Münchner Isarvorstadt. Angeblich ging es um eine gestohlene Rocker-Jacke.
Im Januar 2010 drohten im Raum Straubing Auseinandersetzungen zwischen dem „Gremium MC“ und den „Bandidos“. Es sollte um Revierkämpfe gehen. Die Polizei war vorgewarnt – und konnte deeskalierend eingreifen.
Durch präventive Maßnahmen konnten auch bei der Motorradausstellung im Februar in München Auseinandersetzungen zwischen zum Teil in Reisebussen angereisten Gruppierungen unterbunden werden.
Insgesamt haben gewaltbereite Motorradgruppen in Bayern mindestens 600 Mitglieder. Im Jahr 2009 gab es insgesamt 21 Ermittlungsverfahren wegen Rockerkriminalität. Diese Zahlen sind seit Jahren relativ konstant.
„Rockerbanden haben nichts mit einer Wild-West-Romantik à la Easy Rider zu tun. Das sind hochkriminelle Vereinigungen, die wir genau im Auge behalten müssen. Meine Linie lautet: null Toleranz und keine rechtsfreien Räume. Und genau so handeln unsere Sicherheitsbehörden“, so Innenminister Joachim Herrmann zur AZ.
Bei den kriminellen Aktionen geht es meist um Drogen, Waffen, Schutzgeld und um Prostitution. Ein Insider, der nicht genannt werden will, sagt: „Die Rockerbanden wollen die Türen der bekannten Lokale übernehmen, weil sie dann bestimmen können, welche Geschäfte dahinter stattfinden. Wer die Tür hat, hat die Macht.“
Oft reicht für eine Auseinandersetzung zwischen den Gangs aber schon, dass die eine Gruppe die andere aus ihren „Revier“ vertreiben oder verhindern will, dass sich dort „feindliche“ Charter, wie die Untergruppierungen genannt werden, ansiedeln – so wie in Straubing. Michael Heinrich
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