Die Gewalt auf den Straßen in Athen: „Es ist schrecklich“

Die Athener sind entsetzt über den Tod der drei Bankangestellten. Kanzlerin Merkel versucht, eine breite Mehrheit für die Abstimmung am Freitag über die Hilfe zu organisieren. Aber offenbar ohne Erfolg.
von  Abendzeitung
Blumen vor der ausgebrannten Bankfiliale in Athen
Blumen vor der ausgebrannten Bankfiliale in Athen © dpa

Die Athener sind entsetzt über den Tod der drei Bankangestellten. Bundeskanzlerin Angela Merkel versucht, eine breite Mehrheit für die Abstimmung am Freitag über die Hilfe zu organisieren. Aber offenbar ohne Erfolg.

Immer wieder sehe ich diese Frau auf dem kleinen Balkon vor meinen Augen, die schwarz vom Ruß tot auf dem Boden liegt“, sagt eine Frau. „Es ist schrecklich.“ Im Fernsehen und in Internetblogs war gestern das Foto des Opfers zu sehen, das am Vortag in der Bank Marfin Egnatia nach einem Brandanschlag ums Leben gekommen war. Die Frau hatte trotz heftiger Rauchentwicklung offenbar doch noch einen kleinen Balkon erreicht. Doch es war zu spät. Sie starb dort an einer Rauchvergiftung. Gerichtsmediziner Filippos Koutsaftis sagte Reportern, die Todesangst war an den Körpern der drei Opfer „klar und dramatisch sichtbar“. Zwei Frauen im Alter von 32 und 35 Jahren und ein 36-jähriger Mann starben. Die 32-Jährige war im vierten Monat schwanger. Viele Menschen legten noch in der Nacht und am nächsten Morgen Blumen vor der Bank nieder.

Einen Tag nach der Tragödie war es in Athen relativ ruhig. Die Polizei sicherte das Stadtzentrum. Die Bankangestellten traten in den Streik, aus Protest gegen die Gewalt an ihren Kollegen.

Die griechische Regierung hat gestern im Parlament eindringlich für die Zustimmung zu ihrem Sparpaket geworben. Dieses Rettungspaket sei die einzige Hoffnung, um eine Zahlungsunfähigkeit noch in diesem Monat zu verhindern, sagte Finanzminister Giorgos Papakonstantinou. Zur Fälligkeit einer Staatsanleihe am 19. Mai mit Verpflichtungen von neun Milliarden Euro sei kein Geld mehr da, sagte der Minister. Das Paket ist die Voraussetzung für die Hilfen des IWF und der Euro-Länder.

In Berlin wird heute über die Hilfe im Bundestag und Bundesrat abgestimmt. Um eine breite Zustimmung vorzubereiten hatte Merkel gestern früh SPD-Chef Sigmar Gabriel per SMS zum Gespräch eingeladen. „Lass uns nochmal reden“ soll die Botschaft gelautet haben. Kern des Streits ist der Entschließungsantrag, der parallel zum Gesetz über die deutsche Hilfe beschlossen werden soll. Die SPD hatte eine Transaktionssteuer für die Finanzmärkte verlangt, um diese an den Kosten der Finanzkrise zu beteiligen. Die FDP ist strikt dagegen. Zunächst sah es so aus, als wollten sich SPD und Grüne auf einen Kompromiss einlassen. Doch gestern Nachmittag erfuhr die Nachrichtenagentur dpa: Die Verhandlungen sind geplatzt! Die SPD will sich im Bundestag wohl enthalten.

Für Verwirrung hatten zwei Klauseln zu den Kredithilfen geführt. Dabei geht es darum, dass andere Euro-Länder einspringen sollen, wenn sich ein Helferland das Geld für den Notkredit zu einem höheren Zinssatz borgen muss als Griechenland für die Darlehen zahlt. Die übrigen Geberländer – allen voran Deutschland – könnten dann mit einem Zinsausgleich einspringen.

Auch könnten Euro-Länder beantragen, von der Auszahlung des nächsten Teilkredits befreit zu werden. Muss Deutschland am Ende also mehr zahlen? Wirtschaftsminister Reiner Brüderle sagte: „Der Höchstbetrag ist auf 22,4 Milliarden Euro begrenzt.“ ta

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