Die erste Briefmarke: Wie «Penny Black» die Post in Schwung brachte

In Zeiten der E-Mail kaufen viele Menschen Briefmarken nur noch für die Urlaubskarte oder die Weihnachtspost. Die Einführung der kleinen Papier-Aufkleber war vor 175 Jahren eine große Sache - und krempelte das Postwesen auf der ganzen Welt um.
Teresa Dapp, dpa |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Die "Penny Black" war die erste Briefmarke der Welt.
dpa Die "Penny Black" war die erste Briefmarke der Welt.

In Zeiten der E-Mail kaufen viele Menschen Briefmarken nur noch für die Urlaubskarte oder die Weihnachtspost. Die Einführung der kleinen Papier-Aufkleber war vor 175 Jahren eine große Sache - und krempelte das Postwesen auf der ganzen Welt um. (Zum 6. Mai)

London - Sie sieht unspektakulär aus, die erste Briefmarke: Ein etwa 19 mal 22 Millimeter großer, schwarzer Papierschnipsel. Oben steht "Postage", englisch für Porto, unten "One Penny", dazwischen in weiß der Kopf einer jungen Frau mit Krone und Pferdeschwanz im Profil. Für Sammler ist es nicht mal besonders außergewöhnlich, die "Penny Black" im Album zu haben. Doch als sie vor 175 Jahren - im Mai 1840 - erstmals auf britischen Briefen klebte, löste sie eine kleine Post-Revolution aus.

"Jahrelang war es extrem teuer, einen Brief zu verschicken, und es war kompliziert zu berechnen, was es kosten würde. Außerdem bezahlte der Empfänger die Kosten", beschreibt Richard West von der Londoner Königlichen Philatelie-Gesellschaft die Lage vor 1840. Das störte Rowland Hill (1795-1897), einen englischen Lehrer und Sozialreformer. "Er fand heraus, dass die Verwaltungskosten viel geringer wären, wenn der Absender die Kosten übernähme", sagt West, "und zwar mit einer einzigen, einfachen, niedrigen Gebühr, die vom Gewicht abhing."

Als Motiv schien Hill das Profil der jungen Königin Victoria (1819-1901) geeignet. Von Anfang Mai an gab es die Marken zu kaufen, offiziell gültig waren sie ab 6. Mai. Da Großbritannien zunächst das einzige Land mit Briefmarken war, stand der Ländername nicht darauf - das hat sich bis heute nicht geändert, eine Einzigartigkeit britischer Marken.

Etwa ein Jahr blieb die "Penny Black" in Gebrauch, dann wurde sie von der "Penny Red" - einer roten Version - abgelöst. Der Grund: Eine rote Marke konnte Schwarz abgestempelt werden. Die schwarze Farbe ließ sich schwerer abwischen und Betrug damit vermeiden.

Lesen Sie auch: Ausgebremst: Widerstand gegen Uber in Stuttgart erfolgreich

Vereinzelte, schlecht dokumentierte Versuche von Vorkasse hatte es bei der Post in manchen Ländern wohl früher gegeben, doch erst die aufklebbare Briefmarke von Rowland Hill war ein voller Erfolg. "Die Leute fanden es gut, dass einen Brief zu verschicken billiger wurde", sagt West. "Es wurde viel mehr Post verschickt." Dass einen Standardbrief zu verschicken nur einen Penny kostete, blieb übrigens bis 1914 so. Für schwerere Post gab es bald auch Zwei-Pence-Marken.

Andere Länder zogen nach. Anfang 1849 führte Frankreich die erste Marke ein, auf deutschem Boden mache Ende des selben Jahres Bayern mit dem "Schwarzen Einser" den Anfang. Dieses Jahr feiern Deutschland und Großbritannien das Jubiläum der "Penny Black" mit Sondermarken, das britische Postmuseum organisiert eine Sonderausstellung.

Immer mehr Postverkehr blieb nicht die einzige Folge der Erfindung: Schon nach wenigen Jahren traten die Sammler auf den Plan. 1856 gründete einer der bis heute bekanntesten Briefmarkenhändler, Stanley Gibbons, sein Geschäft. Die Königliche Philatelie-Gesellschaft London ist die älteste der Welt, gegründet 1869. George V. wurde vor seiner Thronbesteigung ihr Präsident und blieb auf als König noch Schirmherr, heute hat Queen englische Queen diese Position inne.

Die deutschen Vereine für Briefmarkensammler haben zusammen etwa 39 000 Mitglieder in 1200 Vereinen und Arbeitsgemeinschaften, sagt der Präsident des Bunds Deutscher Philatelisten, Uwe Decker. Eine "Penny Black" dürften viele davon besitzen, denn die Marken seien bei Auktionen nicht schwer zu kriegen: "Sie kosten 100 bis 200 Euro, je nach Zustand und Stempel." Demnächst gebe es in London aber eine Raritäten-Auktion, bei der eine "Penny Black" auf einem Brief unter den Hammer käme mit Poststempel vom 6. Mai 1840. "Da reden wir über einen Startpreis von 10 000 Euro."

Lesen Sie auch: Neonazis misshandelten offenbar eine Woche lang 46-Jährigen

  • Themen:
Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.